Microsoft Deutschland senkt seine Preise

Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs gibt der Software-Riese sein dreistufiges Lizenzmodell auf. In Zukunft gibt es nur noch einen Preis. Der erfolglose Online-Ableger MSN greift unterdessen AOL mit einem neuen Browser an

BERLIN taz ■ Microsoft wird gezwungenermaßen die Preise für eine Reihe seiner Softwareprodukte drastisch senken. Hintergrund ist ein Urteil des Bundesgerichtshofs von Anfang Juli. Die neuen Preise werden nach Konzernangaben ab kommendem Freitag gültig sein. Damit verabschiedet sich Microsoft Deutschland von seinem dreistufigen Vertriebsmodell.

Microsoft vertreibt seine Software mit drei unterschiedlichen Lizenzen. Das Betriebssystem Windows 2000 etwa wird als teures Upgrade für den Endverbraucher angeboten. Die billigen OEM-Lizenzen bekommen Vertraghändler, um sie auf ihren PCs für den Kunden vorinstallieren zu können. Mit der DSP-Lizenz, die auch zur festen Vorinstallation gedacht ist, werden Nichtvertragshändler bedacht. Auch diese ist erheblich preiswerter als das Produkt für den Endkunden.

Microsoft hatte gegen einen Händler geklagt, der DSP-lizensierte Programme frei an seine Kunden verkauft hatte, ohne dass die einen PC mit der vorinstallierten Software kaufen mussten. Microsoft verlor den Prozess. Der Bundesgerichtshof argumentierte, Microsoft könne nur Vertragspartner verpflichten, Software ausschließlich mit neuen PC zu verkaufen.

Acht Wochen nach dem Urteil zieht der Software-Riese die Konsequenzen. Die drei Lizenzmodelle werden abgeschafft. Künftig wird es nur noch das DSP-Modell geben. Für den Verbraucher verringern sich damit die Preise um bis zu 25 Prozent.

Kostenlos dagegen können Internetnutzer seit gestern eine Testversion des neuen Microsoft-Browsers MSN-Explorer aus dem Netz laden. MSN-Produktmanagerin Deanna Sanford sieht dies als ersten Schritt für einen breit angelegten Angriff auf den größten Internetdienstleiter American Online (AOL). Seit Jahren versucht Microsoft, über den Dienstanbieter Microsoft Networks (MSN) Fuß auf dem Onlinemarkt zu fassen. MSN hinkt AOL mit nur rund 3 Millionen Kunden weltweit hinterher. AOL hat etwa 23 Millionen Kunden.

Der neue Browser soll der einfachen Bedienerführung bei AOL angelehnt sein. Im Gegensatz zum AOL-Browser aber lässt sich der MSN-Explorer auch mit anderen Dienstanbietern nutzen. Microsoft hofft offensichtlich, über die Verbreitung des Browsers, der jetzt in direkter Konkurrenz zum Netscape-Communicator und dem hauseigenen Microsoft Internet Explorer steht, neue Kunden für seinen Provider zu gewinnen. Er soll Internetnutzer zu einer Vielzahl von MSN-Diensten führen wie einem Musik- und Videoangebot.

THORSTEN DENKLER

www.msn.com