z steht für zimbabwe-bier ... von KARL WEGMANN
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Der Abend ist jung. Im CD-Player räkeln sich die Flying Burrito Brothers, und getrunken wird Veltins aus den kleinen Handgranatenflaschen. Es gibt nur ein Thema: die große „Bierbörse“ am Wochenende. „Mann“, freut sich Bernd, „500 verschiedene Sorten Bier, wer soll da durchkommen.“ – „Na, immerhin haben wir im letzten Jahr 8 oder 9 Sorten geschafft“, sagt Hermann, „wenn wir so weitermachen, könnten wir locker in 60 Jahren durch sein.“ – „Nur die Bands sind wieder einsame scheiße“, echauffiert sich Willy, „ach, könnte doch nur Gram Parsons spielen, ein Hillbilly mit Harvard-Abschluss würde der Bierböse die Würde geben, die sie verdient.“ – „Genau“, sage ich, „aber getrunken wird nur ausländisches Bier!“ – „Selbstverständlich“, meint Bernd, „auf einem internationalen Bierfest deutsches Bier trinken, das wäre doch so, als würde man beim Japaner Currywurst bestellen.“

„Klosterbier, Klosterbier“, kreischt Hermann. „Au ja“, grinst Willy, „Grimbergen, aber diesmal nur Double, dieses Tripple-Zeug hat uns im letzten Jahr den Rest gegeben.“ – „Und wir müssen unbedingt wieder eine Flasche von dem Bier aus Zimbabwe trinken“, werfe ich ein, „das war total lecker.“ Alle stimmen freudig zu, und Willy fragt: „Was wäre eigentlich, wenn es nur noch ausländisches Bier geben würde. Ein Skinhead würde doch niemals Bier aus Afrika trinken.“ – „Da ist was dran“, sage ich, „die Nazis laufen doch alle auf einer Mischung aus 60 Prozent germanischem Gerstensaft und 40 Prozent Hass, nimm ihnen das Büchsenbier, und ihr Antrieb kommt ins Stottern.“

„Mit dem deutschen Bier ist es genauso wie mit dem Deutschen Schäferhund“, spinnt Willy den Gedanken weiter, „mit dem Deutschen Schäferhund gibt’s die meisten Beißvorfälle, aber er taucht in keiner Liste der gefährlichen Hunde auf. Der Deutsche Schäferhund ist sakrosankt! Das deutsche Bier auch. Ich meine, guckt euch doch die ganzen Überfälle und Morde an: Die Nazis waren immer besoffen. Und wovon? Vom Riesling Kabinett? Nee! Dosenbier von Aldi!“ – „Interessanter Gedanke“, sage ich, „den braunen Sumpf trockenlegen, indem man ihm das Bier abgräbt.“ – „Richtig, deutsches Bier in Deutschland verbieten!“ – „Sehr feinsinnig. Aber dann saufen die Glatzen eben Schnaps“, meint Hermann. „Da kriegen wir sie über den Preis“, überlegt Bernd, „Korn und Jägermeister werden verboten, zugelassen wird nur noch schottischer Highland Single Malt, und zwar mindestens zehn Jahre alter, so ab 80 Mark die Pulle.“ – „Durchaus machbar“, sagt Willy, „wenn man auf dem geistigen Getränkemarkt alles Deutsche eliminieren würde, würde die rechte Szene in arge Rekrutierungsschwierigkeiten kommen. Wer geht schon zu einem Kameradschaftsabend, wenn es nur Apfelsaft gibt?“ Wieder nicken alle und nehmen einen tiefen Schluck.

Gram Parsons ist inzwischen bei „Hippie Boy“ angekommen, und es wird beschlossen, dass man sich auf der kommenden Bierbörse ganz besonders intensiv um die afrikanischen Biere kümmern wird. Man muss doch etwas tun!