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: Das Drama vom fünften Kontinent

Glanz und Elend am Darling River – Ein australisches Drama (Mi., 21.45 Uhr ARD)

Erste Station der ARD-Dokufilmer ist eine Schafsfarm. Schafsfarmer, so erfährt der Zuschauer, ist der Beruf der harten Männer im australischen Outback. Das ist doch mal interessant. Autor Jürgen Bertram erzählt uns von Dürre, Wucherzins, Bodenerosionen und hohen Selbstmordraten. Kurz: Er will mit dem Klischee der Farmromantik aufräumen.

Allerdings ist da irgendetwas schief gelaufen. Wunderschöne Bilder von Sonnenuntergängen und dem menschenleeren Outback, stehen da doch im argen Kontrast zu der bedeutungsschwangeren Stimme, die uns von den ausgebeuteten Aborigines erzählt.

Abgesehen von den zahlreichen Widersprüchen, ist die Dokumentation einfach langweilig. Die schönen Bilder können da auch nicht vertuschen, dass Bertram eigentlich nichts zu erzählen hat. Aber das ist wahrscheinlich so: Der Outback ist schön anzuschauen, aber trocken, langweilig, einfach fad. Man erfährt viel vom Elend und wenig vom Glanz der Landschaft entlang des Darling Rivers, der durch den australischen Bundesstaat New Southwales fließt.

Das eigentliche Drama ist, dass uns Jürgen Bertram auch in Zukunft nicht in Ruhe lassen will. Drei Dokus folgen noch. Unter anderem der Film mit dem wunderbaren Titel: „Wildwest-Express – Ein australischer Zug“. Am kommenden Sonntag kann man Aussie-Bertram im „Indian-Pacific-Express“ erleben – 30 Minuten lang.

Die ARD steht mit ihren Australien-Dokus nicht allein in der Fernsehwelt. Olympia naht und aus allen Kanälen quillt Australien: „Australien – Kontinent aus Feuer“ (ZDF), „Australien – Der etwas andere Kontinent“ (Arte), oder „Australiens Tiere im Griff der Naturgewalten“ (West 3).

Das alles soll einstimmen auf die olympischen Spiele. Viel wahrscheinlicher ist es, dass jedermann die Schnauze voll hat, wenn die Spiele in Sydney eröffnet werden.

Apropos Sydney: Doku-Bertram hat natürlich auch diese glänzende Metropole nicht vergessen: „Der Pfiff von Paris, die Lage von Rio, das Victorianische an London, das Multikulturelle von New York: All diese urbanen und ästhetischen Elemente vereint Sydney in sich.“

Genau so ist es, Bertram.

PHILIPP DUDEK