zahl der woche
: Fernverkehr hat Vorrang

Citytunnel für Leizpzig

Die Woche, die hinter uns liegt, war eine Woche der Bahn: Höhepunkt war die Vorstellung des Pällmann-Berichts. Diese Studie zur Verkehrsfinanzierung fand so viel öffentliche Beachtung, dass eine Zweimilliardenzusage, die Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt fast zeitgleich Bahnchef Hartmut Mehdorn machte, weitgehend unterging. Dasselbe Schicksal erlitt eine weitere Nachricht: Klimmt und der Leipziger Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee haben am Mittwoch beschlossen, den Citytunnel Leipzig zu bauen. Kosten: 915 Millionen Mark.

Bis jetzt ist der neu ausgebaute Leizpziger Bahnhof ein Kopfbahnhof, der dazugehörige Tunnel nur für S-Bahnen befahrbar. In etwa fünf Jahren soll er nun so weit ausgebaut sein, dass er vom Fernverkehr genutzt werden kann.

Vor allem Fernverbindungen wie die zwischen Berlin und Nürnberg profitieren von dem Bauvorhaben: Ist derzeit noch ein logistisch aufwendiges „Kopf machen“ in der Sackgasse Leipzig nötig, so werden die Intercitys und Interregios ab 2006 – sollte es sie bis dahin noch geben – durchgehend von Bayern nach Preußen rollen. Zeitersparnis: 10 bis 15 Minuten.

Finanziert wird der Tunnelausbau überwiegend aus Mitteln des Bundes und aus einem Strukturförderungstopf der Europäischen Union. Auch der Freistaat Sachsen und die Stadt Leipzig sollen einen Teil der Kosten tragen. Doch die Sache hat einen Haken: Es wird deswegen nicht mehr Geld vom Bund geben, sondern die Mittel werden bei anderen Projekten weggekürzt, beispielsweise beim Ausbau der Strecke Dresden–Chemnitz–Zwickau.

Fast eine Milliarde Mark für einen Stadttunnel, nachdem der Leipziger Bahnhof eben erst teuer zu einer Shoppingmeile mit Bahnanschluss ausgebaut wurde und die Bahn andernorts Großprojekte auf Eis gelegt hat, weil sie sie nicht mehr finanzieren kann? Das klingt paradox. Doch dem Bahnchef kommt der Beschluss der beiden Politiker gerade recht, paßt er doch wunderbar in sein Konzept, das Bahnnetz auf wenige Knotenpunkte im ganzen Land zu konzentrieren. Die Nebenstrecken hingegen werden sukzessive stillgelegt. KATHARINA KOUFEN