„Das war nicht so prall ...“

■ ... analysierte Werder-Coach Thomas Schaaf treffend den schwachen Auftritt seines Teams gegen einen auch nicht überzeugenden, aber siegreichen Gegner aus Dortmund

Es hätte ein schöner Abend werden können im Weser-Stadion. Milde Herbststimmung umhüllte die Spielstätte, prächtig gelaunte Werder-Fans begrüßten die Gäste aus Dortmund freundlich mit „Scheiße BVB“-Gesängen und munterten den zuletzt unsicheren Dortmunder Torsteher lautstark mit „Lehmann du Arschloch“-Rufen auf. Selbst die Stadion-Lautsprecher hatten ein Einsehen und verweigerten dem unerträglichen Gekreische des unerträglichen Schlagerduos „Klaus & Klaus“ beim Absingen der unerträglich neu remixten Werder-Hymne die akustische Unterstützung.

Ein schöner Abend aber wurde es trotzdem nicht. Denn während man den Bremern bei ihren beiden letzten 1:2-Niederlagen zumindest ein gutes Spiel bescheinigen konnte, hatte die jüngste 1:2-Pleite gegen Dortmund nicht einmal das zu bieten. „Das war diesmal nicht so prall“, resümmierte ein enttäuschter Trainer Thomas Schaaf das über 90 Minuten sichtlich fruchtlose Bemühen seines Teams, den Ball so über den Fußballplatz zu bewegen, dass von einem kontrollierten Spielaufbau die Rede sein konnte.

Kontrollierter Spielaufbau ist eigentlich die Sache des zentralen Spielaufbauers Andreas Herzog. Dass ein penetrant fragender Reporter nach dem Spiel Trainer Schaaf fortwährend die Aussage zu entlocken suchte, Herzog habe dermaßen miserabel gespielt, dass er nun bei Wasser und Brot eine Woche lang im stadioneigenen Kerker schmoren müsse, lässt zumindest Rückschlüsse auf Herzogs Leistung zu. Schaaf aber hielt sich zurück – obwohl sich in der Sache eine solche Bewertung nah an der Wahrheit bewegt hätte – und verwies stattdessen auf die banale Tatsache, dass mit Ausnahme des großartigen Torwarts Frank Rost kaum jemand von sich behaupten durfte, einen zufriedenstellenden Arbeitseinsatz hingelegt zu haben.

Nicht einmal Rade Bogdanovic, zweifellos der auffälligste Akteur auf dem Rasen, konnte so am Ende mit seiner Leistung zufrieden sein. Zwar bewies der Werder-Stürmer eindrucksvoll, dass er wieder mehr zu bieten hat als einen Waschbrettbauch, auf dem sich ohne Schwierigkeiten ein leckerer Möhrensalat raspeln ließe. Doch trotz seines Kopfballtores nach Pizarro-Flanke zum zwischenzeitlichen Ausgleich wog schwer, dass der stets gefährliche Bogdanovic selbst unvergebbare Torchancen vergab wie in der 38. Minute, als er aus drei Metern Entfernung unbedrängt den Ball in Richtung Flutlichtmast drosch. Immerhin war das in einer mäßigen ersten Halbzeit der Auftakt für fünf bis acht interessante Minuten. Plötzlich bezogen die Stürmer auf beiden Seiten die Torhüter mit ins Spiel ein, der BVBler Christian Wörns erzielte per Kopf das überraschende 1:0. Und der häufiger planlos wirkende Schiedsrichter Lutz Michael Fröhlich – so viel Kalauer muss sein – winkte in dieser Phase mehrmals fröhlich mit dem gelben Karton herum, um die plötzlich in Wallung geratenen Spieler daran zu erinnern, dass Schienbeinprellen und Knöchelbrechen nicht zu den ersten Tugenden eines fairen Sportskameraden zählen.

Nach dem Wechsel aber dominierte die Langeweile. Werder zelebrierte eine halbe Stunde lang ein gepflegtes Fehlpassspiel, als hätten die 31.000 Zuschauer dafür Topp-Zuschlag gezahlt, während die auch nicht gerade brillanten Dortmunder sich damit begnügten, die ein oder andere Chance zu vertun. Ein kurzes Stimmungshoch inmitten der Tristesse verursachte in der 60. Minute die Einwechslung von Ailton. Doch der Brasilianer glänzte anschließend nur einmal, als er einen katastrophalen Rückpass auf Frank Verlaat fabrizierte, der sich anschließend in einem Zweikampf die Nase brechen musste, um ein Gegentor zu verhindern.

Kurzum: kein Spiel, das der kultischen Verehrung würdig wäre. Abhaken und nach vorne blicken, denn die kommende Woche bietet den Bremer Profis gleich zwei Gelegenheiten zur Wiedergutmachung: am Donnerstag im UEFA-Pokal gegen Antalyaspor und wenige Tage später beim neuen Bundesliga-Spitzenreiter Schalke 04.

Franco Zotta