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: Klasse Krise

Wie schön: Die meisten EU-Finanzminister weigern sich, die Mineralölsteuern zu senken. Die Opec will trotzdem nur 800.000 Barrel mehr fördern als bisher. Die weltweit leeren Öltanks füllen sich folglich nur langsam, die Spekulanten können weiter abzocken – und der Ölpreis wird nur sehr langsam sinken.

Kommentarvon MAIKE RADEMAKER

Schade, dass er überhaupt sinkt! Denn je höher der Ölpreis, desto mehr werden sich Wirtschaft und Politik um die Suche nach alternativen Energiequellen bemühen – einerseits, um den Ölverbrauch zu bremsen, andererseits, um sich aus der Abhängigkeit von den Opec-Staaten zu lösen. Das ist nicht nur aus finanziellen Gründen sinnvoll, sondern auch, weil Öl eine endliche Ressource ist – so leicht wie jetzt kommen wir nur noch 80 Jahre an den Stoff – und außerdem extrem klimaschädlich.

Die Krise, die die Autofahrer immer dann kriegen, wenn der Ölpreis steigt, wird also helfen, eine ganz andere Krise zu vermeiden, gegen die die Ölknappheit ein Witz ist: die Klimakatastrophe. Schon die Ölpreiserhöhungen von 1973 und 1980 haben Wirtschaft und Politik erfolgreich zum Nachdenken gezwungen. Seitdem ist der Anteil des Öls am Energiemarkt um zehn auf 35 Prozent gesunken – obwohl die Entwicklungsländer beim Verbrauch zugelegt haben.

Ein bleibend hoher Ölpreis hat den Effekt, dass die Industrieländer weiter einsparen, während die Entwicklungsländer gezwungen werden, sich zu überlegen, ob sie nicht besser von vornherein andere Energiequellen anzapfen. Bisher verbrauchen die armen Länder nämlich doppelt so viel Energie für den Aufbau ihrer Wirtschaft wie die Industriestaaten.

Tatsächlich leidet die Bevölkerung der Entwicklungsländer mehr unter dem hohen Ölpreis als irgendein deutscher Lkw-Fahrer. Denn diese Länder müssen das teure Öl importieren. Wer nun kritisiert, dass die Armen dieser Welt eben dank weiter hohen Ölpreisen auf die besonders schmerzhafte Tour lernen müssen, wie eine nachhaltige und ökologisch verträgliche Wirtschaftsweise aussieht, der vergisst eins: Gerade die Menschen dort leiden am meisten unter der ölgemachten Klimakatastrophe.

Bleibt also zu hoffen, dass die Ankündigung des deutschen Finanzministers Eichel, man müsse sich über die Erschließung neuer Energiequellen Gedanken machen, nun endlich umgesetzt wird. Und dass bei Entwicklungshilfe und Außenwirtschaftsförderung keine AKWs gefördert werden, sondern ausschließlich regenerative Energien.