Im Interview: Dirk Naujokat
: Immer wieder 6 Pfennige

■ Der Hamburger Verbandsvertreter der Trucker zum Protest gegen Ökosteuer

taz hamburg: Herr Naujokat, das Straßenverkehrsgewerbe will am Dienstag in der Innenstadt demonstrieren. Sie begründen das damit, dass viele FuhrunternehmerInnen wegen des stark gestiegenen Dieselpreises vor dem Konkurs stünden. Wie erklären Sie das?

Dirk Naujokat: Seit Anfang 1999, also vor Beginn der ersten Stufe der Ökosteuer, ist der Dieselpreis ohne Mehrwertsteuer von 84 Pfennigen auf 1,48 Mark gestiegen. Diese 64 Pfennige Erhöhung führen dazu, dass ein Fernlastzug 34.000 Mark mehr pro Jahr kostet als vorher, ein Stadtlieferfahrzeug über 4600 Mark mehr. Diese Belastung bekommen Sie von ihrem Auftraggeber nicht erstattet. Wir brauchen also Erleichterungen, sonst werden unsere Betriebe ihre Treibstoff-Rechnungen nicht mehr bezahlen können, Fahrzeuge abmelden müssen und Arbeitsplätze abbauen.

Warum wenden Sie sich so vehement gegen die Ökosteuer? Die ist doch nur für 12 der 64 Pfennige Preissteigerung verantwortlich.

Herr Schröder hat im Wahlkampf '98 gesagt, „mit mir sind nicht mehr als 6 Pfennige Erhöhung der Mineralölsteuer zu machen“ – aber er hat nicht gesagt, wie oft diese 6 Pfennige aufgeschlagen werden. Unabhängig davon sind das zusätzliche Kosten, die nicht so ohne weiteres am Markt unterzubringen sind. Es ist beides zusammengekommen: die Ökosteuer einerseits, der Markt andererseits.

Das Fuhrgewerbe musste stets mit schwankenden Kraftstoffpreisen rechnen – wieso sollte der Staat bei einem Phänomen eingreifen, das ganz normal ist in der Wirtschaft?

Der Staat hat einen Anteil von etwa 70 Prozent am Tankstellenpreis. Wir können nicht als Fuhrleute mit der Opec verhandeln oder den Dollarkurs drücken. Aber wir können dem Staat sagen: Du musst was ändern!

Nun trifft der Spritpreis alle Transportbetriebe gleichermaßen. Da wäre es doch der einfachste Weg, die Kosten weiter zu reichen?

Die Betriebe schließen längerfristige Verträge, da kommen Sie von heute auf morgen nicht heraus.

Interview: Gernot Knödler