Endlich ein Sonderzug nach Pankow

Heute wird nach 13 Jahren der U-Bahnhof Pankow eingeweiht. Der Bahnhofsvorplatz erhält den Namen Josef Gárbaty

Mit dem heutigen Tag enden nicht nur die Umsteigeexzesse für U-2-Benutzer, sondern die wahrscheinlich längsten Baumaßnahmen der Stadt. Über den Sommer verkehrten zwischen Senefelderplatz und Schönhauser Allee nur Ersatzbusse, für Reisende Richtung Vinetastraße nur noch Straßenbahnen. Doch im geduldigen Warten waren die Pankower geübt, die Bauarbeiten zur Verlängerung der heutigen U 2 begannen bereits 1987.

Hintergrund der Streckenerweiterung war in der DDR das Bedürfnis nach einer neuen Betriebswerkstatt. Mit der Mauer fielen diese Pläne jedoch. Ein tiefes Loch beglückte jahrelang die Anwohner. Die Fortsetzung der Bauarbeiten wurde erst imFlächennutzungsplan 1994 festgeschrieben. Nach über 13 Jahren ist das Projekt nun abgeschlossen. Frisch saniert fährt die U-Bahn wieder regulär und zusätzliche 390 Meter weiter. Bei Gesamtkosten von 100 Millionen lag der Meterpreis damit bei 3,9 Millionen. Hinzu kamen 35 Millionen Mark für den Bau des Bahnhofs und die Sanierung der Hochbahnstützen.

Zur Eröffnung des U-Bahnhofs erhält der Bahnhofsvorplatz den Namen Josef Gárbaty. Der jüdische Zigarettenfabrikant wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, sein Pankower Besitz „arisiert“. Seit langem gab es Forderungen, eine Straße nach ihm zu benennen. Nachdem die „Republikaner“ 1999 ihre Bundesgeschäftsstelle in das Gartenhaus der Villa Gárbaty verlegten, wurden diese Forderungen lauter. Nun endlich wird der Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung umgesetzt – allen absurden Protesten des Nichtraucherbundes zum Trotz. Ehrengast der heutigen Namensgebung ist sein aus den USA angereister Enkel, Thomas Gárbaty.

Die BVG verschweigt diesen politischen Aspekt jedoch in den Prospekten, die sie seit Wochenbeginn verteilt. Dafür gibt sie sich zur Feier des Tages spendabel: Die Sonderzüge nach Pankow sind von 12 Uhr bis Mitternacht umsonst, jedoch nur ab Senefelderplatz. Weiterhin angekündigt sind ein Showprogramm, Buttons, Sonderstempel und alles, was das BVG-Souvenirsammlerherz begehrt. Der neue Bahnhof bietet neben Umsteigemöglichkeiten zur S-Bahn zwei Personenaufzüge und sechs Rolltreppen. Auch die seit langem stillstehende Rolltreppe des U-Bahnhofs Schönhauser Allee soll jetzt wieder ihren Betrieb wieder aufnehmen. OLIVER VOSS