Humbug aus psychologischer Sicht

betr.: „Das Recht auf Nichtwissen“, taz vom 8. 9. 00

Endlich sagt es eine: Die Kritik an einseitiger Bildungsausrichtung auf Informatik und Technik empfand ich mehr als wohltuend. Frau Dribbusch erwähnt, dass 90 Prozent der Signale in zwischenmenschlicher Kommunikation „analoge“ seien (Gestik, Stimmlage usw.). Diese Kommunikation werde in Seminaren zum Neurolinguistischen Programmieren (NLP) wieder gelehrt und auch von Chefs der neuen Internet-Unternehmen heimlich besucht.

Dazu möchte ich Folgendes sagen: Der Informationsanteil bei zwischenmenschlicher Kommunikation kann sicherlich in wortsprachlich übermittelte Inhalte und andere, durch Körpersprache übermittelte, nennen wir sie mal Meta-Inhalte, getrennt werden. Eine prozentuale Angabe ergibt hierbei aber keinen Sinn, da es um völlig verschiedenartige Informationsformen geht, die auch gar nicht so einfach quantifizierbar sind.

NLP klingt zwar unheimlich wissenschaftlich, ist aber aus psychologischer Sicht völliger Humbug, die einzelnen Verfahren fußen auf Modellen, die entweder noch nie Gültigkeit hatten oder schon längst überholt sind, etwa das Gedöns um die linke (digitale, analytische, männliche, kapitalistische, böse) und die rechte (analoge, weiche, emotionale, weibliche, gute) Hirnhälfte.

MATTHIAS GONDAN, Marburg