Gute Laune im Taxigewerbe

Die Fusion der Ostberliner Taxifunkzentrale „Spree Funk“ mit dem Westberliner „TaxiFunk“ ist perfekt. Jetzt müssen nur noch die Fahrer freundlicher werden

Der Mauerfall hat vieles durcheinandergebracht. Das Taxileben im alten Westberlin sah sich auf eine neue Geografie geworfen; Ostberliner Taxifahrer mussten schnelle Wege durch Weststraßen lernen. Richtig funktioniert hat das nicht. Die Taxis vom ehemaligen „VEB Taxi“ in Ostberlin waren unter dem neuen Namen „Spree Funk“ nach wie vor hauptsächlich im Osten unterwegs. Und die Genossenschaft „TaxiFunk“ fuhr in Westberlin herum.

Jetzt soll damit Schluss sein. Die Ostberliner Taxifunkzentrale „Spree Funk GmbH“ und der Westberliner „TaxiFunk“ fusionieren. 2.670 Taxen fahren damit unter einem Namen: „TaxiFunk Berlin“. In einem noch nach Farbe riechenden Raum feierte sich gestern das Unternehmen als „die größte Taxizentrale Deutschlands“. Gesellschafter Ulrich Müller fand das Anlass genug für eine „generelle Service-Offensive am Berliner Taxi-Markt“: Taxis seien oft schmutzig, Fahrer hörten laute Rockmusik und seien obendrein „brummelig“. Damit seien die jährlich sechs Millionen Mark Umsatz, die sich das neue Unternehmen vorgenommen hat, nicht zu erreichen, meinte er. Deshalb will die Geschäftsführung der Muffeligkeit der Taxifahrer den Kampf ansagen. „Man muss die Fahrer gut gelaunt ins Taxi bekommen“, sagte ein struppelhaariger Mitarbeiter. „Dann bedienen sie auch die Kunden freundlicher.“

Um die Fahrer auf Touren zu bringen, wurde ein neues „Fahrer-Center“ samt „Coffee-Bar“ und Internetzugang eingerichtet. Außerdem soll jeder Fahrer eine eigene E-Mail-Adresse bekommen. Wenn auch das nichts hilft, müssen die „TaxiFunk“-Fahrer im Januar 40 Mark für eine vierstündige Schulung in Sachen Freundlichkeit bezahlen. Eingestimmt wurden die Fahrer bereits mit einem Geschenk: Orangen mit aufgeklebten Bärenohren aus Pappe. Ein gelbes Bärchen als Logo prangt als „Freundlichkeitsapostel“ an den Fahrertüren.

Am Mittwoch war die Freundlichkeitsoffensive in der Zentrale von „TaxiFunk“ indes noch nicht angekommen. Von der auf der Einladung zur Pressekonferenz versprochenen „entspannten Anfahrt mit dem Taxigutschein“ wussten die Damen nichts. Schnauzig wurde in den Hörer gemotzt. Der entsandte Taxifahrer Peter Püpke war dann aber doch nett. Er erzählte, dass er seit 1972 Taxi fährt. Eine Tour durch Ostberlin in seinem Lada kostete damals 50 Pfennig Grundgebühr. „Ein paar nette Worte wechseln kann man immer. Dann vergeht der Tag schneller.“ Dafür brauche er keinen E-Mail-Anschluss. KIRSTEN KÜPPERS