: Schlappe für Trimble
Protestantische Gegner des Nordirland-Friedensprozesses gewinnen Nachwahl
DUBLIN taz ■ Nordirlands Friedensprozess scheint kaum noch zu retten. Bei einer Unterhausnachwahl für den nordirischen Wahlkreis Süd-Antrim gewann gestern William McCrae, der Kandidat der Demokratischen Unionisten des radikalen Protestantenpfarrers Ian Paisley, mit 38 Prozent vor David Burnside von der Unionistischen Partei (UUP) des Friedensnobelpreisträgers David Trimble, der auf 36 Prozent kam. Trimbles Berater Graham Gudgin hatte am Vorabend der Wahl gesagt, dass Trimble bei einer Niederlage Burnsides zurücktreten und die UUP aus dem Friedensprozess aussteigen werde. Seit Anfang des Jahres amtiert in Belfast eine von Trimble geführte Mehrparteienregierung, an der auch Sinn Féin, der politische Flügel der Irisch-Republikanischen Armee (IRA), beteiligt ist. William McCrae ist Gospelsänger und will den Friedensprozess um jeden Preis zu Fall bringen. Die Nachwahl war erforderlich geworden, weil der UUP-Abgeordnete Clifford Forsythe gestorben war. Eine Nachwahl in Süd-Antrim ist normalerweise eine belanglose Angelegenheit. Mehr als 40 Jahre lang wurde dort überhaupt nicht gewählt, weil der Wahlkreis fest in UUP-Hand war, sodass die anderen Parteien gar keine Kandidaten aufstellten. Doch damals waren die Unionisten geeint, heute sind sie tief zerstritten. So sollte die Wahl, das betonten beide Parteien, über den Friedensprozess entscheiden – und über Nordirlands Zukunft. Trimble wird diese Niederlage politisch schwerlich überleben. RALF SOTSCHECK
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