man at work – heute: Christoph Köhler, Berliner Küchenchef im Olympiadorf
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Sydney 2000 ist die Olympiade der Superlative, auch für Küchenchef Christoph Köhler (40) aus Berlin-Lichterfelde. „Die Dimensionen sind schon fantastisch“, sagt er. „Wir bereiten jeden Tag 60.000 Mahlzeiten zu, 5.000 Portionen pro Stunde!“ Köhlers Arbeitsplatz ist die Großküche im olympischen Dorf, die wahrscheinlich größte Anlage ihrer Art. Küchenausmaße: 1.000 qm. Restaurant: zwei Fußballplätze groß; 4.900 Plätze. Unter den 1.268 Mitarbeitern sind 17 Seniorchefs, 30 Supervisor-Chefs und 236 andere Köche. Christoph Köhler ist Supervisor, zuständig für die Qualitätskontrolle: „Allein durch die Warenannahme laufen 115 Paletten am Tag. Das ist schon ein Berg.“

Daheim ist Köhler in der Potsdamer LBS für karge 800 Mahlzeiten täglich zuständig. In die olympische Versorgungs-Zentrale kam er über den gleichen Caterer-Konzern, ein Betrieb von ebenfalls olympischen Ausmaßen mit 160.000 Angestellten und einem Jahresumsatz von 14 Milliarden Mark. Die Firma versorgt seit Mexico City 1968 alle Olympischen Spiele. Zu den deutschen Kunden des US-Unternehmens Aramark gehören die Deutsche Bank, die Frankfurter Börse und Bundesliga-Bratwurstbuden in Hamburg oder Dortmund.

Köhler über seinen Arbeitsortswechsel: „Der Chef schlug mich vor, und so ist das Los auf mich gefallen.“ Sydney begeistert ihn: „Neulich waren wir im Zoo und haben von dort auf die Skyline geguckt. Das kann man ja gar keinem erzählen! Das muss man sehen! Wie das aussieht, war ja nicht überraschend – aber es zu fühlen, das ist etwas ganz anderes!“

Christoph Köhler hatte noch keine Zeit, die australische Küche kennen zu lernen. Dafür kennen die Athleten deutsche Kost. Auf Köhlers Speisekarte stehen Kassler mit Sauerkraut, Brandenburger Weltgulasch und die unvermeidliche Berliner Rote Grütze mit Vanillesoße. Esszwang besteht nicht: Außer dem Köhlerschen Dreierlei gibt es 1.200 andere internationalen Spezialitäten auf den Plänen der olympischen Dorfküche. JÜRGEN CORLEIS