Wasser ohne Ende

Zehn Millionen Menschen sind nach den Überschwemmungen in Indien obdachlos. Polizei muss Hungernde von Plünderungen abhalten

KALKUTTA/DHAKA taz/ap ■ Die Überschwemmungen in Südostasien haben allein in Indien mehr als zehn Millionen Menschen obdachlos gemacht. In der Grenzregion zwischen Indien und Bangladesch versuchten am Montag Soldaten und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen, die von der Außenwelt abgeschnittenen Dorfbewohner mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen. In Bangladesch wurden etwa 40.000 Häuser überflutet. Nachdem der Mekong über die Ufer getreten war, kamen in Vietnam, Kambodscha, Laos und Thailand bislang 278 Menschen ums Leben. In Indien forderten die Überschwemmungen bereits 388 Todesopfer.

Hungrige Dorfbewohner griffen im indischen Unionsstaat Westbengalen einen Zug mit Hilfsgütern und eine Polizeistation an, berichtete die Nachrichtenagentur UNI. Die Polizei habe die Menge mit Warnschüssen auseinandergetrieben. Sie sei jedoch angewiesen, in solchen Fällen nicht auf die Hungernden zu schießen. Die Zeitung Janakantha berichtete, in den überfluteten Regionen seien Durchfall und Fieberkrankheiten ausgebrochen.

Extrem betroffen ist auch das Mekongdelta in Vietnam: Die Provinzen An Giang, Long An und Dong Thap sind mittlerweile bis zu 90 Prozent vom Wasser bedeckt. Hunderttausende von Menschen versuchen, sich in die nächsten trockenen Orte zu flüchten. Großbritannien sagte unterdessen den Flutopfern in Kambodscha finanzielle Hilfe in Höhe von 1,5 Millionen Dollar zu. Der Generalsekretär des kambodschanischen Nationalen Komitees für Katastrophenmanagement, Peou Samy, sagte, das Land sei dankbar für die Hilfe. Allerdings werde weit mehr gebraucht, um den 1,6 Millionen von den Überschwemmungen betroffenen Menschen zu helfen.

Bereits in der vergangenen Woche stellte das Auswärtige Amt eine Million Mark für die humanitäre Soforthilfe bereit. Auch Australien, Japan und die USA sagten finanzielle Hilfe zu. Botschafter Edgar sagte, das größte Problem sei derzeit die Versorgung der Bevölkerung. Das Komitee erklärte in einem Bericht, der landesweite Ernteschaden betrage etwa 50 Millionen Dollar.

Der Meteorologe Dat Tram erklärte, die Bauern würden nach Rückkehr in ihre Häuser im Dezember aussäen können. Die Wasserstände würden allerdings noch weitere zwei Monate hoch bleiben. „Die Menschen sind erschöpft, weil sie seit drei Monaten gegen die Fluten kämpfen und viele mehrmals umziehen mussten“, sagte Tram.