Heilsamer Schock fürs Klima

■ Die Öl- und Gaspreisexplosion macht Wärmedämmung an Gebäuden richtig attraktiv. Umweltbehörde gibt Geld dazu

Zuerst waren es nur die Heizöl-Kunden, jetzt kriegen auch die Gas-Verbraucher kalte Füße. Nachdem der Aufsichtsrat von Hein Gas kürzlich einer Preiserhöhung um zehn Prozent netto zugestimmt hat, fragen sich immer mehr HamburgerInnen, in welchen Zimmern der Ofen kalt bleiben könnte, oder wo das Haushaltsbudget Kürzungen vertrüge. Richtig attraktiv ist eine dritte Alternative, und zwar umso mehr, je höher die Energiekosten steigen: die Wärmedämmung. Sie amortisiert sich schnell und, was das Schönste ist, die Umweltbehörde beteiligt sich an den Kosten.

Der Preissprung bei der Heizenergie war nach einer Erhebung der Umweltbehörde in der Tat enorm: Kostete Heizöl in Hamburg Anfang des vergangenen Jahres noch 34 Pfennige pro Liter, sind es heute rund 96 Pfennige. Der Netto-Arbeitspreis für Erdgas kostete im Frühjahr 1999 gut vier Pfennige. Heute sind es über sechs Pfennige. Der Erdgas-Preis hat sich also verdoppelt, der Preis für Heizöl sogar verdreifacht.

Vor diesem Hintergrund hat die Umweltbehörde die Heizkosten mehr oder weniger gut gedämmter, öl-gewärmter Wohnungen verglichen. Die Gegenüberstellung macht augenfällig, dass Energiesparen attraktiv geworden ist: Während bei einer modernen, gut isolierten 70-Quadratmeter Wohnung durch die Preisexplosion 460 Mark mehr im Jahr ausgegeben werden müssen, sind es bei einer Durchschnittswohnung bereits 970 und bei einer schlecht gedämmten Wohnung 1340 Mark mehr.

Unter den schlecht isolierten Gebäuden gibt es Fälle, in denen mehr als die Hälfte der Heizkosten durch Investitionen in den Wärmeschutz gespart werden können. Ein Beispiel: Bei einem neunstöckigen Hochhaus mit 18 Wohnungen aus dem Jahr 1969 könnten nach den Berechnungen von Gutachtern 105.000 von 181.000 Kilowattstunden Heizenergie im Jahr gespart werden. Eine bessere Dämmung des Daches bringt elf Prozent des Sparpotenzials, eine Thermohaut auf den Außenwänden 63 Prozent, Mineralwolle unter der Kellerdecke fünf Prozent und bessere Fenster steuern die restlichen 20 Prozent bei.

Ohne die Fenster würde eine solche Sanierung knapp 200.000 Mark kosten. 50.000 Mark könnten aus dem Programm „Wärmeschutz im Mehrfamilienhaus“ finanziert werden. 80.000 Mark entsprechen Instandhaltungen, die ohnehin hätten vorgenommen werden müssen und von den übrigen 70.000 Mark können elf Prozent auf die Miete umgelegt werden. Die Heizkosten würden nach Preisen von 1998 um 5000 Mark jährlich sinken, nach heutige Preisen sogar um 7500 Mark. In etwas mehr als acht Jahren hätte sich die Investition amortisiert.

Als Voraussetzung dafür, dass die Umweltbehörde einen Teil der Kosten übernimmt, müssen die Hauseigentümer einen Wärmepass anfertigen lassen, der die Sparpotenziale des jeweiligen Gebäudes darstellt. Fachleute dafür vermittelt die Behörde über ihr Umwelttelefon 34 35 36. Die Besitzer von Eigentumswohnungen müssen den Wärmepass als Hausgemeinschaft beantragen. Er ist ab 700 Mark zu haben, wovon 40 Prozent erstattet werden, sofern das Haus tatsächlich saniert wird. Die Höhe des Zuschusses zur Wärmedämmung orientiert sich an der gesparten Heizenergie. Gernot Knödler