Die draußen im Regen stehen

■ Die Szene im Grünzug West hat Volkes Meinung gegen sich / Jetzt soll es Ex-Bürgermeister Hans Koschnick richten

Wie isses? „Wie früher“, sagt Manfred, „beschissen, wenn's regnet“. Der 33-Jährige gehört zur Grünzug-Szene in Gröpelingen. 250 Menschen insgesamt, häufig alkoholabhängig, und für die Bürger ein immer währender Schrecken. Vor einem Monat war ihr – kirchlich finanzierter – Unterstand nahe der Moorstraße abgerissen worden. Der Grund: massive Anwohnerproteste. Jetzt werden Stimmen laut, auch die Mauer, auf der Manfred sitzt, zu schleifen.

Wenn es um den Grünzug West geht, herrsche „latente Pogromstimmung“ in der Bevölkerung, sagt Pastor Peter Bick von der evangelischen Kirchengemeinde Gröpelingen. Um dies zu ändern, geht das „Projekt Grünzug West“, das sich seit 1996 um die Szene kümmert, jetzt mit einer Art Vertrauensoffensive an die Öffentlichkeit. Und es hat dafür einen populären Schirmherrn gefunden: Hans Koschnick, Bürgermeister a.D. und erfahrener Konfliktmanager.

In einem Flugblatt, das in den nächsten Tagen verteilt werden soll, appelliert „Fürsprecher“ Koschnick an die Gröpelinger, nicht dem Wunsch nach Räumung nachzugeben, sondern vielmehr das von Kirche und Stadt getragene Grünzug-Projekt zu unterstützen. „Wir müssen Solidarität ernst nehmen“, so Koschnick gestern im Gemeindehaus der Philippuskirche. Er warb dafür, miteinander ins Gespräch zu kommen, anstatt gleich die Polizei zu rufen. Oder die Hütte in Brand zu stecken, wie mehrfach geschehen.

Das Grünzug-Projekt, das mit einer halben Sozialarbeiterstelle ausgestattet ist, setzt jedoch nicht nur auf den moralischen Beistand des Ex-Bürgermeisters. Streetworker Jonas Pot d' Or und andere Beteiligte haben ein Bündel Ideen geschnürt, wie man die Situation entschärfen kann. Dazu gehört, den enormen Anteil von „Belegwohnungen“ zu senken. Wer in Bremen obdachlos zu werden droht, landet in den meisten Fällen in Gröpelingen.

Offene Arbeitsangebote für die Szene, die Anmietung einer Kleingartenparzelle, Hallensport, ein neuer Treffpunkt im alten Ortsamt – alles Ideen, die Geld kosten. Auch die Forderung nach einem „ganzen“ Sozialarbeiter bleibt ohne ausreichende Finanzierung ein frommer Wunsch. Hier erwarten die Verantwortlichen mehr Engagement von Seiten der Stadt. Doch die – so war bei dem Gespräch im Gemeindehaus zu hören – sei wohl eher daran interessiert, im Sanierungsgebiet links der Heerstraße „die Klinken zu vergolden“. hase