Die Vorschau
: Festspielwochen am Leibnizplatz

■ Die Shakespeare Company plant ein Festival und ein Stück über die Grimms

„Vielleicht kriegen wir im nächsten Jahr mehr Geld“, sagt Peter Lüchinger. Er habe da sowas gehört, „so eine Art Absichtserklärung war das“. Solche Absichten sind bei den Zuständigen für Bremens Kulturförderung zurzeit rar gesät, und wenn Peter Lüchinger von der Shakespeare Company sich da nicht doch noch verhört hat, dann geht die umtriebige Theatergruppe am Leibnizplatz nicht ganz so düsteren Zeiten entgegen wie der Großteil der Bremer Kultureinrichtungen.

Zweiter Grund zur Freude: Die letzte Spielzeit war ein großer Erfolg. 70.000 ZuschauerInnen strömten in die 274 Aufführungen, von denen knapp ein Viertel außerhalb Bremens stattfanden. Das Open-Air-Theater im Bürgerpark war trotz hundsmiserablen Wetters ausverkauft. Die in Co-Produktion mit der französich-indischen Tanzgruppe „Annette Leday Company“ entwickelte Inszenierung von Shakespeares-Inseldrama „Der Sturm“ entwickelte sich zum Dauerbrenner, der im In- und Ausland bislang 40 Mal zu sehen war, demnächst unter anderem auf der Weltausstellung Expo sowie während einer zweiwöchigen Tournee durch Indien. Und, natürlich unvergesslich, da war noch die Verleihung des deutschen Kritikerpreises im Mai, der zwar kein Geld, aber viel Ruhm und Ehre eingebracht hat.

Toppen lässt sich das in der kommenden Spielzeit kaum noch, zumal die wegen der vorgezogenen Sommerferien extrem kurz ist. Ende Juni 2001 ist nämlich schon wieder Schluss. Für eine neue eigene Shakespeare-Inszenierung ist da keine Zeit. Doch an Shakespeare-Entzug muss niemand leiden. Denn zwischen März und Mai 2001 findet zum zweiten Mal nach 1993 das Festival „Shakespeare & Companies“ statt. Vier Theatergruppen aus China, Südkorea und Indien werden dann ihre Interpretationen des meistgespielten Dramatikers der Weltliteratur in Bremen zeigen. Ende April wird außerdem, ganz ganz ausnahmsweise, Deutschlands älteste Literaturvereinigung mit Namen „Deutsche Shakespeare Gesellschaft“ ihre Jahrestagung in Bremen veranstalten und passend zum Festival über „Vom Globe zur Globalisierung“ debattieren.

Bis es soweit ist, widmet sich die Company einem anderen ungewöhnlichen Projekt, dessen Premiere für Dezember geplant ist. „Brüder Grimm“ heißt die Koproduktion mit dem Theaterhof Priessenthal und bringt die Geschichte jenes Bruderpaars auf die Bühne, mit deren Namen man gemeinhin wenig mehr als Märchen und Wöterbücher in Verbindung bringt. Was dröge klingt, ist laut Company-Mitbegründerin Dagmar Papula, die derzeit die Grimm-Biografie in eine Bühnenfassung bringt, vielmehr eine spannende literarisch-theatrale Reise in die deutsche Vergangenheit und zugleich eine Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Politik und Wissenschaft. Die Regie wird Jürgen Kloth führen, das Brüderpaar werden Norbert Kentrup und der bekannte Film- und Fernsehdarsteller Martin Lüttge spielen.

Für diese Inszenierung sucht die Company den Kontakt zu zeitgenössischen MärchenerzählerInnen. Im Internet soll außerdem rund um das Stück eine Kontakt- und Infobörse zum Thema Märchen enstehen. Die eigens dafür eingerichtete Adresse lautet www.diebruedergrimm.de. und ist ab dem 18. Oktober in Betrieb. zott

Infos: Tel.: 500 333 und www.shakespeare-company.com