Mauscheleien unter Kunstfreunden

Die Expräsidentin des Auktionshauses Sotheby’s will Preisabsprachen mit Konkurrent Christie’s zugeben

BERLIN taz ■ „Schuldig.“ Darauf will die ehemalige Präsidentin des Kunstauktionshauses Sotheby’s, Diana D. Brooks, in dem Verfahren wegen Preisabsprachen mit Sotheby’s größtem Konkurrenten Christie’s plädieren.

Beide Häuser teilen sich 95 Prozent des weltweiten Versteigerungsmarktes. Um andere Auktionäre in Schach zu halten, sollen sie sich darauf geeinigt haben, die Provisionen von Käufern und Verkäufern gemeinsam flexibel zu regeln. Das wirft ihnen das US-Justizministerium vor. Und das will Brooks nun, wie am Mittwoch bekannt wurde, offenbar bestätigen.

Wie eine Bombe war die Nachricht, die beiden ehrwürdigen Londoner Auktionshäuser könnten sich mit unlauteren Methoden Wettbewerbsvorteile verschafft haben, im Februar eingeschlagen. Da hatte die US-amerikanische Kartellbehörde mitgeteilt, dass sie Ermittlungen wegen Preisabsprachen aufgenommen hatte. Es folgten das britische und das australische Kartellamt.

Dabei war es Christie’s selbst, das die Behörden auf die Absprachen aufmerksam gemacht hatte. Ein Schachzug, mit dem das Unternehmen in einem gewissen Rahmen auf Straffreiheit hoffen kann.

Ähnliches hat nun wohl auch die ehemalige Sotheby’s-Präsidentin im Sinn. Brooks, die zu den einflussreichsten Frauen in der internationalen Kunstszene gehört, hatte mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren zu rechnen. Mit der Selbstbezichtigung und der Bereitschaft, als Zeugin gegen ihren ehemaligen Chef, den US-Supermarkt-Tycoon Alfred Taubmann, auszusagen, wird sie das Strafmaß erheblich verringern können.

Taubmann hat Sotheby’s 1983 übernommen. Nach dem Motto „Wer Bier verkaufen kann, kann auch Kunst verkaufen“ baute er das Haus zu einem kunden- und leistungsorientierten Unternehmen um. Vergangene Woche stimmte der inzwischen von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender Zurückgetretene einem Vergleich über 589 Millionen Mark zu, um einen Rechtsstreit zu verhindern. Das ist etwas mehr als die Hälfte der 1,15 Milliarden Mark, die Sotheby’s und Christie’s nach einem Bericht der New York Times aufbringen wollen, um einen Schlussstrich zu ziehen. Sotheby’s, dessen Gewinn im letzten Halbjahr von 22,2 Millionen auf 950.000 Dollar gesunken ist, hätte dann noch 38 Sammelklagen von Kunden am Hals, die sich um ihr Geld betrogen sehen. THORSTEN DENKLER