Emma Ferreira

„Ich will nicht, dass mein ganzes Leben durch Gewalt und Krieg ruiniert wird.“ Emma Ferreira hat ihre Stelle als Literaturdozentin in Kolumbien aufgegeben und in Frankfurt am Main Internationale Entwicklung studiert. Frauen aus Kolumbien, die dem Drogenkrieg in Richtung Deutschland entfliehen, kommen eher selten so wie Emma Ferreira – zu Studienzwecken. In Frankfurt traf sie sie wieder: Sechzig Prozent der Prostituierten in der Stadt kommen aus Kolumbien, schätzt Emma Ferreira. Sie machte ein Praktikum bei der Sozialberatungsstelle Agisra, gab dort Kolumbianerinnen Deutschunterricht. An der ifu studiert sie folglich „Migration“. Was war für sie neu? Vieles natürlich, aber „in Hannover habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Lesben getroffen“, stellt sie fest. In Kolumbien ist es undenkbar, offen als Lesbe zu leben – in Kolumbien sind auch Feministinnen nicht gut angesehen: „Man betrachtet sie als marimachas, als ‚schreckliche, lesbische, männliche Frauen ohne BH‘. Und was ist sie? „Oh, I love men“, grinst Emma. Aber im Ernst: Es gibt eine feministische und eine feminine Bewegung, erklärt sie. Die feministische ist sehr akademisch und kommt vom Mond. Die feminine Bewegung kümmert sich um die Dinge, die anliegen. Theoretische Diskurse führt sie nicht: „In Bogotá gibt es kaum Trinkwasser“, beschreibt Emma, „wir leben in einem permanenten Drogenkrieg, über die Hälfte der Leute sind Analphabeten – die kolumbianischen Machos sind ehrlich gesagt unser kleinstes Problem. Und sind es nicht Frauen, die ihre Söhne zu Machos erziehen?“ In den letzten Jahren sei aber auch den Feministinnen klar geworden: Basic needs first. „Bin ich Feministin? Vielleicht bin ich Feministin im Herzen.“ OES