Am Ende bleiben alle heile

■ Der niederländische Magier Hans Klok zauberte in der Glocke herum und ließ das Publikum staunend fragen: Wie geht das bloß?

Zaubern kann ja im Grunde jeder. Wer hat es nicht schon geschafft, im heimischen Kühlschrank ein lebloses Stück Goudakäse nach einigen Wochen in ein grün leuchtendes, quicklebendiges Etwas zu verzaubern, das sich – o Mirakel! – von ganz allein seinen Weg über die Ablageroste bahnt? Da dieses zweifellos atemberaubende Kunststück aber äußerst langwierig ist und selbst vom Tumbesten locker beherrscht wird, lockt man damit niemanden vor die Kühlschranktür.

Hans Klok kann auch zaubern. Seine Bühne ist zwar nicht der Kühlschrank, sondern zum Beispiel der große Saal der Glocke. Aber im Prinzip hält sich der holländische Magier an die Gouda-Logik: Aus roten Tüchern werden weiße Tauben, und Frauen verwandelt er in Luft und hernach in ganz andere Frauen. Doch braucht er dafür nicht Wochen, sondern nur Bruchteile von Sekunden. Und außerdem kann er seine Hand von hinten in einen rotierenden Propeller schieben, ohne dass vorne Hackepeter rauskommt, zudem Tische durch die Luft fliegen und sich per Gouillotine den blond gelockten Kopf absemmeln lassen, ohne dass das Konsequenzen für den weiteren Verlauf seiner Show „Magic Impossible“ hat.

Das beeindruckt ungemein, auch wenn alles in allem auf der Bühne das geschieht, was halt immer geschieht, wenn ein Zauberer drauf steht. Statt einer hübschen halbnackten Assistentin werden in unseren heutigen XXL-Zeiten zwar acht hübsche halbnackte Assistentinnen permanent filetiert, verbrannt und in die Luft gesprengt. Aber im Grunde bleibt's dabei: Am Ende bleiben alle heile, und jeder fragt sich: Wie geht das bloß, wie geht das bloß?

Nun ist's beim Zaubern immer ziemlich dunkel, denn die im Dunkeln sieht man nicht, was die wichtigste Geschäftsfgrundlage eines Zauberers ist. Im entscheidenden Augenblick ist es auch bei Klok ziemlich dunkel, ansonsten aber meist taghell, weil eine aufwändige Laser- und Lightshow in Kombination mit Bombastik-Musik und Nebelmaschinen im Dauereinsatz einen Großteil der Show ausmacht.

Wenn Klok nicht zaubert, mimt er den Tanzbär, reißt Witze, singt Popsongs, führt eine rekordverdächtige Menge an verschiedenen Kostümen vor und lässt immer wieder mal einen längeren Blick auf seinen appetitlichen nackten Oberkörper zu. Das ist sexy und hat Tempo. Das ist natürlich auch affig und langatmig. Aber das Zeitalter atemberaubender Kartentricks und sensationeller „Was ziehe ich denn da aus dem Zylinder?“-Nummern ist nun mal vorbei.

Zauberer sind heute Universalentertainer, Boygroup, Kabarettist und Animateur in einem. Das macht Hans Klok zweifellos sehr gut. Und solange wir nicht rauskriegen, wie zum Teufel man Frauen mit meterlangen brennenden Eisenstangen durchbohrt, ohne dass sie einem das später übel nehmen, so lange werden wir immer wieder kommen. Franco Zotta