Lokale Agenda macht Schule

Brieffreundschaften und Solardächer: Gestern wurden Schulprojekte zur Ökologie und Völkerverständigung vorgestellt – und der Agenda-Begriff ganz nebenbei konkretisiert

Einen freudigenWochenanfang erlebten gestern fast einhundert Berliner Schüler. Anstatt zur Schule gingen sie ins Rote Rathaus, um die Ergebnisse von zwei Jahren Arbeit vorzustellen. Mit 300.000 Mark aus dem Lottotopf wurden Schulprojekte gefördert, um einen Beitrag zur Agenda 21 zu leisten.

Soweit die Idee 1998. Bis heute blieb aber unklar, was die Agenda 21 eigentlich ist. Jedenfalls reagierten die meisten Schüler und Schülerinnen auf diese Frage mit ratlosen Blicken. Auch Lehrer oder Schulleiter haben das 1992 in Rio de Janeiro beschlossene UNO-Programm zur Förderung nachhaltige Entwicklungen in sozialer und ökologischer Hinsicht erst durch die Beschäftigung mit den Projekten kennen gelernt.

Besser als die Vermittlung der Idee Agenda 21 verlief ihre Umsetzung. Zehn Schulen aus sechs Bezirken haben einen Schulwald auf Bucher Rieselfeldern gepflanzt oder eine Bambushütte als neues Klassenzimmer gebaut. In Wedding, Lichtenberg und Prenzlauer Berg wurden Schulhöfe begrünt, und Neukölln startete die „Attacke gegen Hundekacke“.

Einen Schwerpunkt der Schulprojekte bildete der Austausch mit fremden Kulturen. Die Charles-Darwin-Oberschule in Mitte hat Schulpartnerschaften in Gabun und Tansania aufgebaut. Im Sommer werden die Schüler nach Afrika reisen, dann soll in Gabun der Bau einer Begegnungsstätte begonnen werden. Die Schule hat sich daneben noch an zwei weiteren Projekten beteiligt. Das Dach wurde mit einer Solaranlage ausgestattet, und im modernisiertem Computerkabinett e-mailte man fleißig mit indischen Schülern.

Besonders für diesen kulturellen Austausch haben sich die Projekte gelohnt, meint Maria Rosa Zapata de Polensky. Sie ist Leiterin des Entwicklungspolitischen Bildungs- und Informationszentrums (Epiz), auf dessen Initiative die Projekte entwickelt wurden. Egal ob Ausflüge von Mitte nach Kreuzberg oder Freundschaften weltweit, solche Kontakte sind entscheidend zur Entwicklung von Toleranz, meint Zapata de Polensky.

Weiter sagte sie, dies sei ein Beispiel für die Nachhaltigkeit von Entwicklungen, denn Kontakte und vor allem Erfahrungen, die bleiben. OLIVER VOSS