Blutiger Wahltag

In Sri Lanka soll die Regierungspartei ihren Wahlsieg durch Gewalt und massive Fälschungen erreicht haben

DELHI taz ■ In Sri Lanka ist die regierende Volksallianz, die neben der Freiheitspartei gemäßigte tamilische und muslimische Kleinparteien umfasst, aus den Parlamentswahlen vom Dienstag als Siegerin hervorgegangen. Nach Auszählung der Hälfte der Stimmenliegt die Allianz laut Wahlkommission bei 46 Prozent, was 61 von 160 Mandaten im Parlament entspricht. Die oppositionelle Vereinigte Nationalpartei UNP errang mit 41 Prozent der Stimmen 20 Mandate.

Rund 75 Prozent der zwölf Millionen Wähler Sri Lankas ließen sich trotz drohender Attentate am Dienstag nicht davon abhalten, an den Urnen ihre Stimmen abzugeben. Auch die über 5.000 Kandidaten hatten sich während des Wahlkampfs nicht gescheut, sich bei jedem Podiumsauftritt zur möglichen Zielscheibe von Selbstmordattentätern zu machen. Mindestens acht Menschen wurden Opfer von Messerstechereien und Feuerwechseln, über 30 wurden bei einem Bombenanschlag im Süden des Landes verletzt. Die Gewalt am Wahltag ging, im Gegensatz zur Zeit des Wahlkampfes, nicht auf das Konto der tamilischen Befreingsorganisation LTTE, sondern war in den meisten Fällen das Resultat von versuchten Wahlfälschungen durch Anhänger verschiedener Parteien.

Die Oppositionspartei UNP sprach von massiven Fälschungen durch Anhänger der Regierungsallianz. Auch das private Centre for Policy Alternatives listete in seinem Bericht an die Wahlkommission 17 Wahlkreise auf, in denen schwere Zwischenfälle eine Wiederholung der Wahl nahe legen. Die srilankische Wahlkommission, die von der Regierung eingesetzt wird, ging auf keinen Einwand ein.

Auch auf der hart umkämpften Halbinsel Jaffna im Norden des Landes wurde gewählt. Die LTTE hatte den Tamilen die Stimmabgabe untersagt und ihrem Verbot in den Wochen des Wahlkampfs mit Artillerieanschlägen auf besiedelte Gebiete Nachdruck verliehen. Dennoch erreichte die Wahlbeteiligung in Jaffna nach offiziellen Angaben rund 60 Prozent. Das Resultat des Urnengangs wird zweifellos den 17- jährigen Konflikt, der auch den Wahlkampf beherrschte, beeinflussen.

BERNARD IMHASLY