Blockaden in Bolivien aufgehoben

Die Regierung will die Kokabauern an der Verwaltung der für alternativen Anbau bereitgestellten Gelder beteiligen

BUENOS AIRES taz ■ Die bolivianische Regierung und die Kokabauern des Landes haben am Freitag ihren Konflikt beigelegt. Danach beenden die Kokabauern die Blockade einer der wichtigsten Straßen des Landes, die die Handelsmetropole Santa Cruz mit Cochabamba verbindet und dabei durch die Kokaanbauregion Chapare hindurchführt. Aus Protest gegen die Vernichtung der Kokapflanzen durch die Regierung von Präsident Hugo Banzer hatten Kokabauern die Straße vor 25 Tagen an mehreren Stellen blockiert und dadurch das Land zum Erliegen gebracht. Im Gegenzug sollen die Kokabauern an der Verwaltung der für den alternativen Anbau bereitgestellten Gelder im Chapare beteiligt werden. Für den Fall, dass die Kokabauern die blockierte Straße nicht räumten, hatte die Regierung mit dem Einsatz des Militärs gedroht.

Keinen Zentimeter kam die Regierung den Kokabauern in ihrer Hauptforderung entgegen, mindestens 6.000 Hektar Kokapflanzen im Chapare stehen zu lassen. Die Kokabauern bekräftigten ihre Position, wonach die Regierung die Kokavernichtung stoppen soll und wollen in naher Zukunft das Thema wieder aufgreifen. Beide Seiten schlossen einen einmonatigen Waffenstillstand und wollen sich danach wieder gemeinsam an den Tisch setzen, um dann darüber zu entscheiden, wie eine gemeinsame Verwaltung der von den USA versprochenen 80 Millionen Dollar aussehen könnte, die den Bauern im Chapare eine wirtschaftliche Alternative zur Kokaproduktion bieten sollen.

Im Chapare leben etwa 40.000 Familien vom Kokaanbau. Ihrer Ernte wird zum größten Teil zu Kokapaste weiterverarbeitet und dann in die Kokainlabors Kolumbiens geschmuggelt. Bolivien ist weltweit der drittgrößte Kokaproduzent, nach Peru und Kolumbien.

Präsident Banzer will, dass sein Land noch vor Ende seiner Amtszeit im Jahr 2002 aus dieser Liste gestrichen wird. 1998 hat er mit Unterstützung der USA den Plan „Dignidad“ (Würde) vorgelegt, dessen Ziel die Vernichtung sämtlicher Kokapflanzen im Land ist. Im Chapare standen bei Banzers Wahl zum Präsidenten im Jahr 1997 noch etwa 37.000 Hektar Kokapflanzen. Heute sollen es laut Regierungsangaben noch 2.200 Hektar sein.

INGO MALCHER