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Die Stimmen der schweigenden Mehrheit

Morgen demonstrieren 200 Schüler mit einer schwarzweißen Performance für Zivilcourage und gegen Rassismus

Sie wollen ein Zeichen gegen Rassismus setzen und die „schweigende Mehrheit“ zum Nachdenken auffordern. Morgen werden rund 200 SchülerInnen an der Gedächtniskirche in einer anderthalbstündigen Performance die Namen und Todesumstände der knapp 100 Opfer präsentieren, die der Rechtsextremismus seit 1990 gefordert hat. Die Opfer werden symbolisch von schwarz gekleideten Schülern repräsentiert, jeder von ihnen hat ein Schild mit einem Namen um. Ihnen gegenüber stehen weiß gekleidete Jugendliche, die die „falsche Unschuld“, die die „weiße Weste der schweigenden Masse“ symbolisieren sollen.

Die Idee hatten vor einigen Wochen zwei Schülerinnen des Beethoven-Gymnasium in Lankwitz. Nachdem die öffentliche Debatte um Rechtsextremismus im Sommer so intensiv geführt worden sei und auch in der Schule thematisiert wurde, haben sie beschlossen, etwas zu tun. Sie selbst zählten sich bisher zur „schweigenden Mehrheit“, sagt Organisatorin Lina Kuchenbuch. Sie und ihre MitstreiterInnen haben mehrmals rassistische Pöbeleien erlebt, aber nicht eingegriffen. Das wollen sie jetzt ändern und mit ihrem öffentlichen Theater Denkanstöße geben. „Es ist gut, einmal klar Stellung zu beziehen“, sagt die 17-jährige Magda Lammert. „Vielleicht machen dann ja auch noch andere mit“, hofft sie.

Das Bündnis, an dem sich immerhin schon 13 Schulen beteiligen, will in den nächsten Wochen weitere Schulen ansprechen, insbesondere aus dem Ostteil der Stadt. Es glaubt an einen großen Zulauf. „Viele Schülervertretungen haben jahrelang nichts gemacht“, sagt Fabian Kruse vom Askanischen Gymnasium in Tempelhof. „Doch jetzt bewegt sich etwas.“ Es sei auch denkbar, mit den Studierenden der verschiedenen Universitäten eine öffentliche Aktion zu organisieren. Diese planen für die nächsten Wochen eine Großdemo gegen rechts. JULIA NAUMANN

Die Inszenierung beginnt morgen um 12 Uhr an der Gedächtniskirche.

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