berliner szenen: 2-Step im Pfefferberg
Helden
Der Pfefferberg ist ein Ort, an dem sich Crossover spielende Ex-Schülerbands nach der letzten Zugabe noch mal selbst hinter die Tapeziertische stellen und minderjährigen Dosenbiertrinkern T-Shirts mit „Penta Sex“- und „Fear Force“- Aufdrucken verkaufen. Nicht gerade das also, was man sich unter einem optimalen Setting für eine 2-Step-Nacht vorstellen würde. Zumal es nicht irgendeine Nacht sein sollte: Drum Rhythm hatte zur 2-Step-Convention gerufen und mit MJ Cole, Zed Bias, Sunship und Groove Chronicles gleich vier Stars aus London einfliegen lassen. Nach all dem Gerede vom „heißesten Sound seit Jahren“ sollte es eine Art Generalprobe auf die Hype-Resistenz der Berliner Clubgänger werden.
Die jedoch zeigten sich wenig euphorisch. Wer schon tiefer mit der Materie vertraut war, fühlte sich von den Briten nicht für voll genommen, spielten diese doch die aus Funk und Fernsehen bekannten Chartbreaker bis zu fünfmal hintereinander. Andere freuten sich, dass die latente Prolligkeit des Hybrids aus House, Drum ’n’ Bass und R ’n’ B Galeristen und anderes Gesindel abschreckt, 2-Step dann aber doch gerade noch zu sophisticated für den gemeinen Kiss-FM-Hörer ist. Ein sichtlich entspannter MJ Cole erklärte Backstage, wie angenehm es sei, ohne Leistungsdruck ein paar Platten zu spielen.
Während die UK-Stars sich im Pfefferberg von den Strapazen des heimischen Ruhmes erholten, retteten zwei Türen weiter in der Pfefferbank die Twen-FM-Jungs das Genre. Zu Beginn der Nacht hatten sie sich noch gefragt, ob angesichts der hochkarätigen Konkurrenz nebenan überhaupt zahlende Gäste zu erwarten seien. Stunden später dann – die Mehrzahl der Drum-Rhythm-Besucher war längst im Bett – hatte man immer noch ein volles, Rewind um Rewind forderndes Haus. Auch Sunship, die nach ihrem Auftritt im Pfefferberg nicht einfach ins Hotel zurückkehren wollten, schauten noch bei den lokalen Helden vorbei. C. T.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen