400 Kerzen für den Frieden

Der Jüdische Studentenverband demonstriert auf dem Gendarmenmarkt. Viele der rund 100 Teilnehmer sind über den Konflikt sichtlich erregt. Berichterstattung wird als „antiisraelisch“ kritisiert

von OLIVER VOSS

Shalom. Salam. Peace. Frieden. Nichts fehlt dem Nahen Osten momentan dringender. Daher veranstaltete der Jüdische Studentenverband Berlin (JSB) am Montagabend erstmals eine Friedenskundgebung. Auf dem Gendarmenmarkt stellten sie fast 400 Kerzen auf, die in vier Sprachen das Wort Frieden bildeten.

Der Verband wollte damit ein Zeichen setzen und Solidarität mit den Opfern des Konflikts auf beiden Seiten zeigen, erklärte Geschäftsführer Daniel Iranyi. Etwas über 100 Teilnehmer ließen Luftballons steigen, beteten, sangen und tanzten für ein Ende des Konflikts. Rabbiner Jitzhak Ehrenberg sprach einen Friedenspsalm, als Redner waren außerdem der Bezirksbürgermeister von Mitte, Joachim Zeller (CDU), sowie der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Andreas Nachama, gekommen.

Als Anlass für die Veranstaltung nannte Iranyi auch die Tatsache, dass es bisher hauptsächlich Demonstrationen der Palästinenser in Berlin gegeben hatte. „Es kann ja nicht sein, dass von israelischer Seite nichts passiert.“ Wichtiges Anliegen der Teilnehmer war es auch, gegen die ihrer nach einseitige Berichterstattung der Medien zu protestieren. Die antiisraelische Presseberichterstattung sei zum Teil „nicht hinnehmbar“, sagte Rabbiner Ehrenberg unter dem Applaus der Anwesenden. Man wolle die Bevölkerung darüber aufklären, dass die Darstellung Israels als „totaler Aggressor“ und die Palästinenser als „Unschuldslämmer“ so nicht stimme, erklärte Daniel Iranyi.

Seiner Ansicht nach ist es nun „Zeit für einen Schritt von palästinensischer Seite“, um zu einer Lösung des Konflikts zu kommen. „Arafat sollte seine Macht spielen lassen und seine Leute zur Ruhe rufen“, meinte der künftige Jurist Iranyi. Auf der Veranstaltung waren einige solcher Stimmen zu hören. Es sei nun Zeit, „to kick some ass“, sagte der sichtlich erregte Rabbiner Walter Rothschild.

Auf beiden Seiten seien extreme Emotionen im Spiel, beschwichtigte Boris Schechtmann. Der Vorsitzende des Studentenverbandes plädierte daher vor allem für eine Fortsetzung des Dialogs. „Beide müssen sich wieder an einen Tisch setzen“, sagte der Publizistikstudent. Kritisch äußerte er sich ebenfalls über die zu einseitige Presseberichterstattung, betonte jedoch, die Kundgebung sei nicht „antipalästinensisch“. Letztendlich gehe es allen gemeinsam um eines: Shalom, Salam, Peace, Frieden.