Die Berlinerin

Berliner Frauen haben viele Facetten. 30 FotografInnen präsentieren jetzt ihre ganz persönlichen Frauenbilder

Schnodderig, spröde und bestenfalls skurril, so wird die Berlinerin in aller Welt betrachtet. Doch die Berlinerin kommt aus aller Welt, ein großer Teil der Berliner Frauen ist gar nicht in der Stadt geboren. Berlin zieht sie alle an, aus der deutschen Provinz, aus Europa und darüber hinaus. Die Berlinerin ist anders.

Dorothea Melis hat 30 FotografInnen und SchriftstellerInnen beauftragt, das Leben der Frauen in Berlin in Bild und Wort zu erforschen. Sie hat jetzt einen Bild- und Erzählband herausgegeben. Geschrieben und fotografiert haben unter anderen Monika Maron, Jutta Voigt, Jutta Klemm, Sibylle Bergemann und Nelly Rau-Häring, Roger Melis, Katja Lange-Müller, Tanja Langer.

Herausgekommen ist eine bunte, nicht stringente Mischung. Das ist auch gut so. Strenge Porträts in Schwarzweiß von Schriftstellerinnen, Malerinnen und Journalistinnen, die sich auf Sofas und in Cafébars tummeln. Stadtkinder aus Marzahn, die sich vor Plattenbauten auf der grünen Wiese räkeln oder auf einem Dach in Prenzlauer Berg plaudern. Großstadtgesichter der Promis – die Rapperin Aziza A. in der Kreuzberger Oranienstraße, Opel-Königin Heidi Hetzer vor dem Schloss Charlottenburg.

Melis, die in der DDR die Frauenzeitschrift Sibylle leitete und für das Modeunternehmen „Exquisit“ arbeitete, wollte kein nostalgisches Buch, kein Ost-Westbuch machen, sondern viel Emotionalität zeigen. Herausgekommen ist von allem ein bisschen. Und etwas fehlt auch – zu wenig wird die facettenreiche Welt der Frauen nichtdeutscher Herkunft gezeigt. Die Geschichten sind witzig, manchmal auch traurig, jedoch eine sehr sinnvolle Ergänzung.

Nach Betrachtung der 250 Bilder hat man immer noch keine Ahnung, was die Berlinerin ausmachen könnte: Sie ist unerschrocken, schnoddrig und manchmal auch skurril. Oder vielleicht auch ganz anders.

JULIA NAUMANN

„Die Berlinerin“ ist im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag erschienen. Ein Teil der Fotos ist im Willy-Brandt-Haus in der Stresemannstraße 28 in Kreuzberg ausgestellt. Ausstellungseröffnung und Buchpremiere sind heute um 19.30 Uhr. Die Ausstellung dauert bis Mitte Dezember.