Die Sexforscher bleiben offline

Das Institut für Sexualforschung in Frankfurt genießt einen hervorragenden Ruf. Für seine Website unter www.klinik.uni-frankfurt.de/zpg/sexualwissenschaft/dasinstitut.htm hatte jemand die Idee, Hieronymus Boschs „Garten der Lüste“ als Illustration zu benutzen. Neben dem zeitlebens keineswegs lustfeindlichen, hier aber doch arg streng blickenden Goethe, der als Namenspatron der Frankfurter Uni über der Navigationsleiste thront, treiben es nun auf jeder Unterseite Boschs Tiermenschen in allerlei Fantasien und Stellungen. Eine über allen Tadel erhabene Lösung des Problems, wie Freuds Beriff der „polymorphen Perversion“ erläutert werden kann, ohne in den Verdacht der extremen Pornografie zu geraten. Tiefe Frustration jedoch stellt sich schon beim ersten Versuch ein, in den Inhalt dieser Wissenschaft einzudringen. Die lange Liste der Publikationen enthält Aufsätze unter unmittelbar aktuellen Titeln wie „Pädophilie zwischen Dämonisierung und Verharmlosung“ oder – vom Institutsdirektor Volkmar Sigusch höchstselbst verfasst: „Was ist aus der sexuellen Revolution geworden?“ Man möchte es gerne wissen, aber rein gar nichts ist anklickbar. Das Institut schreibt offline, sogar dann, wenn die Texte, die es der Erwähnung für würdig erachtet, längst online zugänglich sind, wie etwa Siguschs Gespräch über die Love Parade mit dem Spiegel. Es ist unter www.spiegel.de/kulturspiegel/0,1518,82222,00.html abrufbar. Nicht einmal dieser Hinweis hat die Frankfurter Schamgrenze überwunden. niklaus@taz.de