Ein „eisenharter Junge“ für den Senat

■ Nach der Praktikantenaffäre präsentierte die CDU gestern überraschend den Nachfolger von Innensenator Bernt Schulte: Hasso Klüver will jetzt hart durchgreifen

Wenige Stunden nach dem Verschwinden des Bremer Innen-, Kultur- und Sportsenators Bernt Schulte (CDU) haben die Christdemokraten gestern seinen Nachfolger präsentiert. Hasso Klüver wird ab sofort Schultes Amtsgeschäfte übernehmen. Schulte war gestern Morgen überraschend nach Miami gereist, nachdem die Praktikanten-Affäre (auch: Gauleiter-Affäre oder Braunes-Chamäleon-Affäre) bekannt wurde und er keine Chance sah, sich durch eine Haarprobenanalyse zu entlasten. Hasso Klüver will nun in der Innenpolitik mit harter Hand durchgreifen. Auch im Kultur- und Sportbereich kündigt der 38-jährige gebürtige Paderborner, der schon 1966 in die Ganz Junge Union (GJU) eintrat, überraschende Neuerungen an.

taz: Herr Klüver, was haben Sie da für Dinger im Gesicht?

Hasso Klüver: Das sind meine Piercings. Ich finde, ein Politiker muss heute zweierlei ausdrücken: a) Aufgeschlossenheit und b) Entschiedenheit.

In der Bremer CDU ist solcher Gesichtsschmuck eher ungewöhnlich. Es heißt, Staatsrätin Elisabeth Motschmann hat mit Parteiaustritt gedroht, wenn Sie Schultes Nachfolger werden. Wie haben Sie sich trotzdem durchgesetzt und diese Nagelprobe bestanden?

Ich finde, ein Innenpolitiker muss das Thema Innere Sicherheit a) ausfüllen und b) personifizieren, wenn er nicht zum alten Eisen gehören will. Davon habe ich die Parteigremien überzeugt. Die Frau Motschmann wurde übrigens sehr ermuntert, ihr Vorhaben zu verwirklichen, obwohl ich finde, dass eine große Volkspartei prinzipiell jedem offen steht.

Sie gelten unter Innenpolitikern als „eisenharter Junge“ und „spitzer Stachel“. Ihre Aussage, dass es rechts von der CDU nur eine Partei geben könne: a) die CDU und b) die Mitte hat selbst in ihren Kreisen Empörung ausgelöst. Andererseits sind Sie aber mit einer kunstwissenschaftlichen Arbeit über den Weichzeichner in der Aktfotografie David Hamiltons promoviert. Wo ordnen Sie sich selbst ein?

Ich finde, auch als Innenpolitiker mit Ecken und Kanten muss man heute a) hart durchgreifen können und b) ein offenes Ohr für die Sorgen und Nöte der Menschen haben. Beides nehme ich für mich in Anspruch. Alles andere ist Schrott.

Der Senatorenposten ist nach Ihrer früheren Tätigkeit als Polizeisprecher von Paderborn Ihr erstes Amt in einer Landesregierung. Was haben Sie vor in Bremen?

Ich bin erst seit wenigen Stunden in dieser a) wunderschönen und zudem b) sehr überschaubaren Stadt. Ich werde alles dafür tun, das in der DDR bewährte Hauswartsystem in Bremen und Bremerhaven einzuführen. Obwohl mir nichts ferner steht als die Kommunisten, hat die DDR-Führung mit diesem System ein Höchstmaß an a) individuellem Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung und b) an staatlicher Sorgfalt gegenüber den Bürgern geschaffen. Außerdem lässt die Identifizierung vieler Bremer – insbesondere aus dem rot-grünen Milieu – mit ihrer Stadt und dem Senat zu wünschen übrig. Mit meinem SPD-Kollegen, dem Bildungssenator Willi Lemke, habe ich mich in ersten Sondierungsgesprächen über die Einführung der Landeshymne „Wir streben voran, denn wir sind die Bremer“ in allen Bremer Schulen verständigt. Außerdem: Schon ab morgen wird jeden Abend um 17 Uhr vom Rathausbalkon das Werder-Lied gesungen. Dafür habe ich den Chor des Bremer Theaters gewonnen.

Der Chor macht das freiwillig?

Haben Sie daran etwa Zweifel? Ich will es mal als positive Verstärkung bezeichnen. Es genügte ein Hinweis auf die öffentliche Förderung. Ich finde a) Sicherheitsgefühl, b) Kultur und c) Sport: Da tun sich beste Verbindungen zwischen meinen drei Ressorts auf.

Herr Schulte hat unwissentlich dem Bremer NPD-Kreisvorsitzenden ein Praktikum angeboten. Haben Sie sich a) schon über die rechtsextreme Szene ins Bild gesetzt und nehmen Sie sich b) Zeit für Praktikanten?

In Bremen gibt es so weit ich weiß a) keine zitierfähigen rechtsextremen Gruppen, und deshalb sollte man b) auch nicht darüber reden. Im übrigen werde ich auf die gesamte Bevölkerung zugehen, und wer mir in die Augen sehen kann, kann auch ein Praktikum absolvieren.

Fürchten Sie sich nicht davor, von politischen Gegnern mit einem Magneten außer Gefecht gesetzt werden zu können?

Ich werde allen Gegnern die Stirn bieten. Außerdem habe ich schon jetzt veranlasst, dass a) alle Magneten eingezogen werden und dass b) Magnetismus künftig ein Straftatbestand ist.

Herr Klüver, dürfen wir Ihnen noch eine persönliche Frage stellen.

a) ber b) itte.

Wie schaffen Sie eigentlich die tägliche Körperpflege?

Einmal die Woche Warmduschen, Wachsen und Unterbodenschutz bei Esso um die Ecke.

Wir bedanken uns für dieses Gespräch. Fragen: ck, zott