Gesundheitssenatorin Schöttler allein zu Haus

Mit Staatssekretär Schröder (SPD) scheidet das eigentliche Kompetenzzentrum aus der Gesundheitsverwaltung. Wechsel zu den Privatkliniken

Klaus Theo Schröder bekommt nur gute Noten – jetzt, da er dem Berliner Senat den Rücken kehrt. Der Staatssekretär der Gesundheitsverwaltung hat gestern seinen Wechsel zu den Rhön-Kliniken bekannt gegeben. SPD-Mann Schröder hat in den vergangenen Monaten für Gesundheitssenatorin Gabriele Schöttler (SPD) die Reform der Berliner Krankenhäuser betrieben. Der politische Plan, den bereits die vorherige große Koalition anvisiert, aber nicht bewältigt hatte, sieht die Zusammenfassung der zehn städtischen Kliniken unter einem Dach vor. Schröders Weggang hat nach Angaben von Schöttler-Sprecher Florian nichts mit der Senatsverwaltung oder der Reform zu tun.

Der Wechsel zu den Rhön-Kliniken wurde gestern in Expertenkreisen kritisch betrachtet – immerhin habe Schröder dafür gesorgt, dass diese gute Chancen hätten, im Klinikum Buch einzusteigen. Davon abgesehen jedoch bedauern Gesundheitspolitiker der verschiedenen Lager den Abgang Schröders. Ärztekammerpräsident Günther Jonitz betonte, mit Schröder verliere die Gesundheitsverwaltung einen guten, gradlinigen und pragmatischen Mann. Er habe die Reform auf den Weg gebracht, die nun zunächst „führungslos“ sei. Allerdings sei Berlin gesundheitspolitisch ein schwieriges Pflaster, und in seiner neuen Stellung dürfte Schröder bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. Auch der bündnisgrüne Gesundheitsexperte Bernd Köppl berichtet, dass Schröder zunehmend von der Berliner Politik genervt gewesen sei. Nicht funktionierende Absprachen über die Krankenhausreform in der großen Koalition hätten ihn verärgert, die Senatorin habe jedes schwierigere Thema auf ihn abgeschoben.

Einen Nachfolger konnte Schöttler gestern nicht präsentieren. Dennoch wurden in Expertenkreisen bereits Aspiranten genannt: der frühere Gesundheitssprecher der SPD-Fraktion, Hans-Peter Seitz, und der bisherige Bürgermeister aus Wedding, Hans Nisblé, beide SPD. Ärztekammerpräsident Jonitz sagte gestern jedoch, er kenne in Berlin keinen, der die Anforderungen erfülle: „Ahnung von der Materie, menschlich integer und glaubwürdig und SPD-Parteibuch“. BARBARA JUNGE