Am Ende bleibt ein Milliardenloch

Bis zum Schluss rechnet sich die Expo schön. Fakt ist: Besucher blieben aus und damit Einnahmen

HANNOVER taz ■ 40 Millionen Besucher hätte die Expo gebraucht, um kostendeckend abzuschließen. Gut 18 Millionen Menschen – zu 88 Prozent Bundesbürger – werden bis zum Expo-Ende am Dienstagabend das 160 Hektar große Gelände im Süden Hannovers besucht haben. Nachdem die Besuchererwartungen zwischenzeitlich auf 14 Millionen herunterkorrigiert worden waren, lässt sich sogar das noch als Erfolg verkaufen. Das Gesamtdefizit der Expo GmbH wird bei 2,4 Milliarden oder knapp darunter liegen.

Durch allein 1,8 Millionen Schüler, die die Expo im Klassenverband zum Sondertarif besuchten und durch die wegen der Besucherflaute eingeführten Abendtickets zum Preis von 10 und später 15 Mark wird sich der durchschnittliche Erlös pro Eintrittskarte nach Angaben von Expo-Geschäftsführer Reinhard Volk auf nur 30 statt der einst geplanten 48 Mark belaufen. Auch durch Sponsoring wird mit 550 bis 600 Millionen Mark nur die Hälfte der erwarteten Summe in die Expo-Kassen fließen. Der Anteil der Weltausstellungsbesucher aus dem Ausland liegt mit rund 12 Prozent ebenfalls wesentlich niedriger als erwartet.

Da die Weltausstellung zu 60 Prozent auf dem hannoverschen Messegelände zu Hause war, ist die Nachnutzungsquote Areals mit 92 Prozent allerdings einmalig hoch. Das Defizit von 2,4 Milliarden haben sich eigentlich nach den derzeit gültigen Verträgen der Bund und das Land Niedersachsen zu teilen. Allerdings hat der Bund in Verhandlungen über eine andere Defizitaufteilung eingewilligt.

Birgit Breuel bezeichnete die Ausstellung gestern bezeichnenderweise als „lohnende Investition“. Die Expo GmbH rechnet ihrem betriebswirtschaftlichen Defizit Steuermehreinnahmen gegen. Volk beziffert diese auf mindestens 2,7 Milliarden Mark. Das dürfte eine Milchmädchenrechnung sein. Durch die inländischen Expo-Besucher ist nur Kaufkraft von anderen Orten nach Hannover verlagert worden. Mehr Geld in die Staatskasse haben allenfalls ausländische Expo-Besucher und die Investitionen der Teilnehmerländer gebracht.

JÜRGEN VOGES