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Betr.: Abschiebe-Halbgötter in weiß, taz hamburg vom 21.10.2000 sowie Leserbrief „Unter Eid“ der Ausländerbehörde, taz hamburg vom 26.10.2000

Menschliches Gesicht

Ziel der amtlichen Handlungen der Ärztinnen in der Ausländerbehörde ist die Herstellung der „Reisefähigkeit“, damit abgeschoben werden kann. Die Ärztinnen sind integraler Bestandteil des Abschiebeprozesses.

Alle gegenteiligen Behauptungen der Ausländerbehörde oder gar der Grünen, die Ärztinnen seien auch gerade zum Wohle der kranken Flüchtlinge aktiv, sind unwahr und eine Beleidigung für jeden logisch denkenden Menschen. Warum werden die Ärztinnen auf Anfrage der Abschiebeabteilung aktiv? Warum müssen von Ärzten attestierte Krankheiten überprüft werden? Warum wird die „Reisefähigkeit“ überprüft und nicht die Krankheit? Warum kümmern sich die Ärztinnen um die Behandlungsmöglichkeiten in den Herkunftsländern? Warum begleiten die Ärztinnen die kranken „Abschüblinge“ auf dem Rückflug? Es gibt keine einzige Funktion der Ärztinnen, die nicht damit zu tun hat, eine Abschiebung – auch bei Krankheit – zu ermöglichen. Wäre dies anders, gäbe es den ärztlichen Dienst in der Ausländerbehörde nicht. (...)

Es ist überaus bedauerlich und von der Sache her nicht verständlich, warum sich die Ärztekammer Hamburg des Themas weder grundsätzlich noch personenbezogen annehmen will. Es mögen außerfachliche Gründe vorliegen. Die Grünen haben mit ihrer Zustimmung zur Drucksache über die Hamburger Abschiebepolitik dem Ärztlichen Dienst das Fortbestehen gesichert und damit auch der jetzigen Praxis. Sie fallen damit als Anlaufstelle für humanitäre Belange in der Flüchtlingspolitik aus. Mehr noch. Indem sie die Lügenpolitik der Ausländer/Innenbehörde absegnen, werden sie zum zusätzlichen Hindernis bei den Bemühungen von Beratungseinrichtungen, Ärzten und Flüchtlingsorganisationen, der Hamburger Flüchtlingspolitik ein menschliches Gesicht zu geben. (...)Gaby Gottwald

(Hamburger Arbeitskreis Asyl)

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