Von unten nach oben im Büro
■ Entspannung direkt am Schreibtisch: Die Office-Massage vor dem PC
Mit langsamen aber kräftigen Bewegungen gleiten die Hände des Masseurs über Rücken, Schulter und Arme, der Kniestuhl steht direkt vor dem Schreibtisch des Geschäftsführers, auf dem Bildschirm des PCs laufen E-Mails auf. Dafür hat Ralf Wehr jetzt keine Zeit. Für rund 20 Minuten ist der Geschäftsführer der Hamburger Werbeagentur „Horses for Courses“ nicht ansprechbar. Er hat den Büromasseur Jan Zarske zu Gast. Der sorgt für wohltuende Entspannung direkt am Arbeitsplatz. Dank dem On-line-Anbieter „OfficeXL.de“ können Büromenschen den Entspannungs-Service jetzt bundesweit direkt im Internet ordern.
Zarske ist seit fünfeinhalb Jahren im Geschäft. Früher standen vornehmlich private Hausbesuche in seinem Terminbuch, heute bedient er zu 95 Prozent Firmen. Mit seinem Massagestuhl über der Schulter ist er in der Hansestadt unterwegs, um Büroarbeiter von ihrem Berufsstress zu befreien. „Für viele hat Massage noch einen anrüchigen Touch. Die meisten sind zuerst eher skeptisch, weil sie denken, sie müssten sich ausziehen“, berichtet der 36-Jährige.
Bei dem Angebot fürs Büro muss man sich jedoch lediglich, so vorhanden, des Jacketts entledigen und den Schlips lockern. Hemden oder Blusen können anbehalten werden. „In Großraumbüros massiere ich nicht. Ich brauche einen stillen Raum, wo Ruhe ist und der Kunde nicht abgelenkt wird“, sagt der Masseur. Steht kein passender Raum zur Verfügung, nimmt Zarske den Auftrag nicht an.
Täglich um Punkt zwölf Uhr, das hätten Wissenschaftler nachgewiesen, schalte der Körper für zwei Stunden ab, erklärt der Masseur. In dieser Phase sei die Behandlung am wirksamsten. Zarske: „Abschalten, regenerieren, tiefer und bewusster atmen, den Blutdruck wieder auf normales Niveau bringen, innere Kräfte neu wecken. Durch die Massage wird man ausgeglichener und leistungsfähiger.“
Genau das versprechen sich auch die meisten Chefs, die sich selbst und ihren Mitarbeitern den Service am Arbeitsplatz verordnen. „Wir haben einen sitzenden Beruf, täglich zwölf bis 14 Stunden, da ist man oft verspannt. Die Massage im Büro fördert die Konzentration und damit die Qualität der Arbeit unserer Mitarbeiter“, sagt Geschäftsführer Ralf Wehr. Er ist im Internet auf das Massageangebot gestoßen.
„Die Massage wirkt entspannend, aber vitalisierend. Am Ende massiere ich von unten nach oben, so werden die Leute wieder wacher und kehren nicht schlaftrunken, sondern neu belebt an ihren Schreibtisch zurück“, berichtet Zarske. „Bisher ist noch kein Kunde aufgestanden und hat gesagt, das wäre nichts für ihn.“ Die Wirkung der Massage könne ein paar Tage anhalten, aber auch nach zehn Minuten schon wieder verflogen sein.
Um entspannt zu arbeiten, reicht jedoch nicht die regelmäßige Massage im Schatten des PCs. Zarske: „Sie wirkt nur richtig, wenn man selbst auch was tut, Sport oder Yoga.“ Stefan Rychlak
