Umweltschutz bringt satte Gewinne

Seit 1983 boomt das Geschäft des Naturfarben-Herstellers Auro in Braunschweig. Auch die Mitarbeiter sind hier am Gewinn beteiligt

Hermann Fischer ist ein überzeugter Anhänger der sanften Chemie. Allein deswegen nimmt er schon eine Sonderstellung im Segment der chemischen Industriebetriebe hier zu Lande ein. „Ökologische Prinzipien und ökonomisches Handeln lassen sich erfolgreich miteinander vereinbaren“, ist sich Fischer sicher.

Ein Blick auf die noch junge Firmengeschichte seines Betriebes gibt ihm Recht. Das Unternehmen Auro zählt heute zu den bekanntesten und renommiertesten Umweltmarken. Seit der Firmengründung vor 17 Jahren stiegen die Umsätze kontinuierlich zwischen 5 und 10 Prozent. Allein im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Naturfarbenproduzent rund 10 Millionen Mark ohne die Auslandsgesellschaften.

Zum Sortiment zählen mittlerweile 100 Produkte für die Bereiche Holzschutz, Lacke, Kleber, Wasch- und Reinigungsmittel. In Deutschland werden die Produkte der Braunschweiger Ökochemiefabrik über elf ökologisch orientierte Großhändler vertrieben, die wiederum rund 700 Fachhändler und Handwerksbetriebe beliefern. Der Exportanteil liegt heute bei gut 30 Prozent.

Die Produktionskette bei Auro ist vollständig ökologisch ausgerichtet. Verwendet werden nur natürliche Rohstoffe, die zum größten Teil aus biologischem Anbau stammen. Die Reststoffe sind nahezu alle kompostierbar. „Wo immer es wirtschaftlich und praktisch möglich ist, nehmen wir durch Anbauverträge Einfluss auf die konkreten sozialen und ökologischen Entstehungsbedingungen“, meint Auro-Geschäftsführer Helmut Nieder.

Schon früh hat die Firmenleitung erkannt, dass die Produktion von Naturlacken allein auf Dauer nicht ausreicht, die Mitarbeiter im Arbeitsalltag zu umweltbewusstem Handeln zu motivieren. Auch die Arbeitsbedingungen müssen stimmen. Denn die erfolgreiche Verzahnung von Ökologie und Ökonomie ist stark von dem „weichen“ Faktor, der Motivation der Beschäftigten, abhängig.

Auro-Firmengründer Hermann Fischer hat mit seiner 45-köpfigen Belegschaft eine optimale Lösung gefunden. Das Unternehmen unterstützt den Betriebsrat bei Fragen des Umweltumschutzes am Arbeitsplatz und in der Produktion. Das betriebliche Verbesserungswesen prämiert Vorschläge, die zu einer Optimierung der Ökobilanz führen und dazu beitragen, noch effektiver mit vorhandenen Ressourcen umzugehen. „Wir können unsere Marktposition nur mit hoch motivierten Mitarbeitern weiter ausbauen“, erklärt Helmut Nieder.

Doch mit Prämien allein ist es bei Auro längst nicht getan. Die Beschäftigten in Braunschweig sind über eine Tantiemenvereinbarung am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Rund ein Viertel des Gewinns fließt am Jahresende in einen Tantiemenfonds. „Da kommt schnell ein zweites Weihnachtsgeld zusammen“, meint Auro-Mitarbeiter Stefan Nolle. Da der Ertrag des Unternehmens vom schonenden Umgang mit allen Stoffen, Geräten und Maschinen abhängt, garantiert das Tantiemenmodell ein entsprechend überlegtes Verhalten aller Mitarbeiter. Verschwendung zahlt sich überhaupt nicht aus. „Die Sache rechnet sich für alle“, meint Stefan Nolle.

Künftig sollen die Mitarbeiter über Aktien auch zu Mitunternehmern werden. Bereits im Frühjahr 1998 ist die ehemalige GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt worden. Alleiniger Aktionär war Firmengründer Hermann Fischer. Im Rahmen einer Kapitalerhöhung soll die Belegschaft die Möglichkeit erhalten Aktien zu einem um 20 Prozent ermäßigten Vorzugspreis zu erhalten. Die Aktien sind frei handelbar. Im Klartext heißt das: Wer die Papiere Gewinn bringend verkaufen will, kann das nach Ablauf der Haltefristen auch tun. Doch daran hat kaum einer ein Interesse. Die Belegschaft versteht das Angebot vielmehr als Einladung, in die Rolle des Mitunternehmers zu schlüpfen. „Die Aktienanteile haben dann noch eine ganz andere Qualität für uns als die Tantiemen. Allein die Ankündigung, das wir Firmenaktien erwerben können, hat schon dazu geführt, dass ein spürbarer Ruck durch unsere gesamte Belegschaft ging“, meint Auro-Mitarbeiter Nolle.

Das Beteiligungsmodell habe sich jedenfalls bewährt. Für Nieder ist ein wichtiger Indikator die Betriebszugehörigkeit. Die zeigt ihm, dass die Belgschaft hinter der Öko-Fabrikation steht und das Profit-Sharing bei der Mannschaft ankommt. „Wer hier angefangen hat zu arbeiten, der will nicht mehr weg“, erklärt Auro-Mitarbeiter Nolle.MICHAEL FRANKEN