Erste Pleiten am Neuen Markt verunsichern Anleger

Nach Gigabell muss jetzt auch Teamwork die Segel streichen. Analysten warnen vor hohem Risiko. Handel sollte besser den Profis überlassen werden

BERLIN taz ■ Die Paderborner Teamwork Information Management AG hat gestern als zweites am Neuen Markt in Frankfurt notiertes Unternehmen Pleite gemacht. Der Vorstand des IT-Dienstleisters stellte gestern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens am Paderborner Amtsgericht. Der Handel mit Teamwork-Aktien wurde bis auf weiteres ausgesetzt. Der Schlusskurs lag bei 3,55 Euro. Noch im Frühjahr diesen Jahres hatte der Kurs bei knapp 59 Euro gelegen. Das Unternehmen führt die Entwicklung auf eine Verkaufsorder eines Großaktionärs zurück, die den Kurs vor wenigen Wochen auf rund die Hälfte fallen ließ. Zudem sei ein Kredit „im unteren einstelligen Millionenbereich“ geplatzt.

Im Juli erst hatte Teamwork die Umsatzerwartungen revidiert, die Prognose von 74 Millionen auf 62 Millionen Mark gesenkt und einen Verlust vor Steuern von 8,2 Millionen Mark in Aussicht gestellt.

Mit den beiden Pleiten, am Donnerstag hatte Gigabell seine Zahlungsunfähigkeit bekannt gegeben, gerät der Neue Markt immer mehr in Verruf. Im Juli hatten „Todeslisten“ für Panik gesorgt. Darin hatten verschiedene Börseninformationsdienste Namen von Firmen aufgelistet, denen demnächst das Geld ausgehen werde. Genannt wurden neben Gigabell auch Buch.de, Ricardo und QXL. Das ostwestfälische Unternehmen Teamwork war bisher auf keiner Liste zu finden.

Analysten raten Anlegern, den Markt jetzt genau zu beobachten und die Unternehmensbilanzen eingehend zu studieren. Andere empfehlen, in den riskoreichen Neuen Markt nur noch über Fonds zu investieren. „Viele haben gedacht, der Neue Markt sei genauso sicher wie der Dax, nur mit einem vielfachen Gewinn“, sagte Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf.

Rüdiger von Rosen, Geschäftsführer des Deutschen Aktieninstitutes, hält die derzeitige Aufregung für übertrieben. Der taz sagte er: „Wenn von 300 notierten Unternehmen am Neuen Markt 2 in die Pleite gehen, ist das zu vernachlässigen.“ Allerdings müsse der Privatanleger weiter vor den Risiken geschützt werden. THORSTEN DENKLER