Neue Flutwarnung für England

Kurze Atempause in Südengland. Orkantief bedroht York. Regierung beschließt Programm für Hochwasserschutz

LONDON ap/dpa ■ Kaum sind die hohen Pegelstände in der nordenglischen Stadt York einmal gesunken, müssen sich die Bewohner der alten Stadt auf ein neues Unwetter gefasst machen. So warnten gestern die Wetterdienste vor einem neuen Orkantief namens Rebeka, dass sich über dem Ärmelkanal „einigele“. Die Umweltbehörde gab gestern für 21 Regionen in der Grafschaft Yorkshire und am Fluss Severn Flutwarnungen heraus. Die Meteorologen kündigten für den Abend und die Nacht neue Regenfälle bis zu 25 Millimetern an, die vermutlich bis Mitte der Woche anhalten sollten.

Am Samstag hatte die Ouse mit 5,38 Metern ihren höchsten Stand seit 1625 erreicht und war damit nur knapp unterhalb der Schutzdämme geblieben. Ein weiterer Anstieg von nur 5 Zentimetern hätte genügt, um die Flutbarrieren zu durchbrechen. Feuerwehr, Armee und Hilfsorganisationen nutzten die vorübergehende Wetterberuhigung, um die Hochwassersperren zu verstärken. In der Nacht zum Sonntag standen noch weite Teile der Innenstadt, darunter der Palast des Erzbischofs von York, unter Wasser. „Die Lage in der Stadt steht auf Messers Schneide“, sagte Polizeichef Gary Barnett.

Nach Angaben von Umweltagentur-Präsident John Harmann sind in den Überschwemmungsgebieten in Mittel- und Südwestengland 3.000 Häuser überflutet. Insgesamt lägen in Großbritannien 1,5 Millionen Gebäude in „Risikogebieten“, erläuterte er. Die gegenwärtige Flutwelle ist nach Angaben der Experten besonders gefährlich, weil der Boden nach dem verregneten Sommer und dem regenreichsten Oktober seit 13 Jahren „wie ein Schwamm voll gesogen ist.“ Die Überflutungen in Yorkshire und in weiten Teilen Mittel- und Südwestenglands haben laut der Umweltagentur dasselbe Ausmaß wie die „Große Flut“ von 1947 erreicht. Damals wurden 280.000 Hektar Land unter Wasser gesetzt.

Die britische Regierung stellte am Samstag bei einer Krisensitzung Soforthilfen für die von den Überschwemmungen betroffenen Regionen bereit und sagte zusätzliche Mittel in Höhe von 51 Millionen Pfund (rund 170 Millionen Mark) für Schutzmaßnahmen in dem kommenden vier Jahren zu. Die Mittel sollen auch Wales, Schottland und Nordirland zugute kommen. Premierminister Tony Blair hatte wegen des Hochwassers seinen Wochenendurlaub abgebrochen.