Die Welt als Beute des Konzerns

Jahrestagung der Coordination gegen Bayer-Gefahren: weltweite Arbeit gegen Weltchemieunternehmen. Im Gegensatz zu Frankreich wenig Ansatz für Arbeit gegen Globalisierung in Deutschland

DÜSSELDORF taz ■ Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) beobachtet seit über 20 Jahren die vielfältigen Auswirkungen des Chemiekonzerns Bayer AG auf Kunden, Mitarbeiter und Anwohner. Auf der Jahrestagung 2000 der Initiative unter dem Motto „Die Welt als Beute“ am Samstag in Düsseldorf zeichneten Experten das Bild eines Konzerns, der seine Gewinne nicht nur durch Engagement in der modernen Gentechnologie sichert; ein entscheidender Bestandteil der Konzernpolitik sei die Einflussnahme auf Politik und Gesetzgebung.

Bei Bayer trägt allein der Pharmasektor zu 50 Prozent des Gewinns bei; und der liegt mit einer Rendite von 11,4 Prozent im letzten Jahr schon nah dran an dem, was die Aktionäre nach den Worten des Ökonomen Fred Schmid vom Münchener Institut für sozialökologische Forschung verlangen. Das Problem der weltweit operierenden Konzerne: Sie müssen an der „Weltspitze“ einer Branche stehen, denn „nur die Top drei einer Branche sind auf Dauer überlebensfähig“, erklärte Schmid. Das geht nicht ohne Einflussnahme auf die Politik: Bayer hat heute Vertreter in europaweiten informellen Wirtschaftsräten, wie dem European Roundtable of Industrials (ERT) sitzen, die Einfluss auf Entscheidungen des Parlaments nehmen. „Im Maastrichter Vertrag wurden einige der Formulierungen des ERT eins zu eins übernommen“, so Erik Wesselius vom Amsterdamer Institut „Corporate European Observatory“, das Verflechtungen von Wirtschaft und Politik beobachtet.

Die 1978 gegründete CBG setzt angesichts der weltweiten Aktivitäten von Bayer ebenfalls auf Vernetzung des Widerstandes. Zur Zeit unterstützt die Initiative den Kampf von ArbeiterInnen der Bananenplantagen auf Mindanao/Philippinen. Sie wehren sich gegen den Einsatz des von Bayer hergestellten Pflanzenschutzmittels Nemacur auf den Plantagen. Nemacur wurde von der Weltgesundheitsorganisation in die gefährlichste Giftklasse eingestuft.

Für einen generellen Widerstand gegen die Globalisierung in Deutschland fand man auch in Düsseldorf wenig Ansätze. Die französische Bewegung ATTAC, die sich für eine Besteuerung von Finanzspekulation einsetzt, wurde als Ansatz zu einem grundlegenderen Kampf gegen die Macht großer Konzerne gesehen. In Frankreich hat die Bewegung bereits 25.000 Mitglieder. In Deutschland gibt es bisher 130 Unterstützer einer „demokratischen Kontrolle der Finanzmärkte.“ LARS WISOTZKI

Kontakt: CBG, Postfach 150418, 400081 Düsseldorf