„Liebe taz...“ Irritation über Nichtnachfragen

Betr.: „PDS und CDU gemeinsam in die Kommunalpolitik“, taz Bremen vom 1.11.2000

Irritiert habe ich den Leserbrief von Uwe Schubert, Mitglied des Landesvorstandes der PDS, zur Kenntnis genommen, der moniert, dass die taz dseiner Meinung nach „Interessanteste“ zum Thema „Eröffnung eines Bremer Regionalbüros der PDS-Bundestagsfraktion“ nicht nachgefragt habe.

Uwe Schubert, du irrst! Interessant ist, dass die PDS Bremen mit Energie und Elan die Tatsache, in zwei Stadtteilen mit eigenen Büroräumen vertreten zu sein, produktiv zu nutzen weiß. Interessant ist außerdem, dass es der PDS gelingen möge, sich als (wählbare) Alternative zu etablieren. Das wird ihr gelingen, wenn sie Politikfelder besetzt, die Menschen bewegen, wenn sie konkrete Tagespolitik aufgreift, transparent macht und Mut macht auf Opposition. Interessant ist des eiteren, dass auch die PDS Bremen mehrheitlich beginnt, Politik nicht im Wesentlichen als „Auffangstation für frustrierte Linke“, als „Hüter der reinen Lehre und Wahrheit“ zu begreifen, sondern sich dem zuwendet, was Aufgabe von politischen Parteien ist, nämlich Partei zu ergreifen! Für alles andere bieten sich eher Sekten an. Wer wann was, wie, wozu, warum gesagt hat, interessiert niemanden, fast niemanden, außer offensichtlich Uwe Schubert, der den Hauptfeind in der eigenen Partei sieht – und das macht politikunfähig.

Im Übrigen: geradezu zynisch Deine Bemerkung über etwaige Gemeinsamkeiten mit der CDU. Ein fataler Fehler wäre es, sich aus Politikfeldern zurückzuziehen, wenn sie von anderen Kräften besetzt werden. Und wenn es auf Beiratsebene Gemeinsamkeiten mit Christdemokraten gibt, dann wären wir unglaubwürdig, würden wir uns deshalb von eigenen Positionen verabschieden. Das hat nichts mit „brav sein“ zu tun, sondern mit der Ernsthaftigkeit des eigenen politischen Anspruches.

Bettina Seebeck