Managua wird Hertylandia

Bürgermeister Herty Lewites will Nicaraguas Hauptstadt zum Blühen bringen

Herty Lewites bringt die Sandinisten zurück an die Macht. Zumindest in der Hauptstadt Managua, die der 61-jährige Tourismusunternehmer gründlich umkrempeln will, sobald er sein Bürgermeisteramt angetreten hat. Von der reaktionären Regierung des Arnoldo Alemán will er sich dabei ebenso wenig dreinreden lassen wie von der eigenen Partei.

Dass ihn seit den 60er-Jahren eine enge Freundschaft mit FSLN-Chef Daniel Ortega verbindet, soll ihn nicht hindern, die Stadtregierung unabhängig zu führen. Der Sohn jüdischer Einwanderer, einst Tourismusminister in der sandinistischen Regierung, hat sich mit seinem Vergnügungspark Hertylandia bei Jinotepe einen Namen als Privatunternehmer gemacht und auf seine Unabhängigkeit von der FSLN stets Wert gelegt. 1996 war er mit einer eigenen Liste zum Wettstreit um das Bürgermeisteramt von Managua angetreten. Diesmal hatte er zwar die Partei geschlossen hinter sich, vermied aber die sandinistische Rhetorik ebenso wie den Gebrauch der rot-schwarzen Parteifarben.

Nun hat Lewites Gelegenheit, auch aus Managua einen Vergnügungspark zu machen. Kaum eine Stadt ist dafür wohl so wenig geeignet wie das 1972 von einem Erdbeben zerstörte Managua, in dem man vergeblich nach einem Stadtzentrum sucht, während die Peripherie immer weiter wuchert. Doch Herty Lewites will diese Ansammlung von Slums und eleganten Wohnvierteln in eine lebenswerte Stadt verwandeln. An Ideen fehlt es ihm nicht. Er versprach, das Stadtparlament an der Regierung zu beteiligen und der Justiz die Rechnungsprüfung zu übertragen. So will er der Pfründenwirtschaft vorbauen, die unter den Bürgermeistern Arnoldo Alemán und Carlos Cedeño exzessiv betrieben worden war. Auch der Unternehmerverband soll zwei Sitze im Stadtrat erhalten, in der Hoffnung, den Privatsektor für die Stadterneuerung gewinnen zu können. In zwei Jahren, so Lewites, werde man Managua nicht wiedererkennen. Während seine liberalen Vorgänger bemüht waren, sich durch pompöse Brunnen, Heiligenstatuen und Strandpromenaden ein Denkmal zu setzen, will er in erster Linie das Straßennetz verbessern und die wilden Siedlungen legalisieren. Wer den umtriebigen Unternehmer kennt, der glaubt ihm auch, dass er nur nachmittags im Rathaus amtieren will. Die Vormittage bleiben Streifzügen durch die Wohnviertel vorbehalten: „Dieses Volk braucht eine neue Regierungskultur. Die Leute wollen mit dir schimpfen können, dich angreifen, Witze machen, Freundschaften schließen. Das sind meine Träume.“ RALF LEONHARD