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Treibjagd beendet

Nach 13 Tagen hat die Polizei gestern den flüchtigen SexualstraftäterFrank Schmökel in Sachsen aufgespürt, angeschossen und festgenommen

BERLIN taz ■ Der 38-jährige Sexualstraftäter Frank Schmökel ist gefasst. Am 14. Tag seiner Flucht bei einer Ausführung aus dem Maßregelvollzug und einer beispiellosen Fahndungsaktion in Brandenburg und Sachsen kam für Schmökel gestern das Aus. Gestellt wurde er im Landkreis Bautzen, wo er sich die letzten Tage in einem Waldgebiet versteckt gehalten hatte.

Die Fahndung nach dem 1,92 Meter großen Mann, der wegen mehrfachen sexuellen Kindesmissbrauchs verurteilt worden ist, trug die Züge einer Treibjagd. Polizisten mit Hunden und Hubschrauber mit Wärmekameras durchforsteten die Waldgebiete in Brandenburg und Sachsen. In Flugblättern wurden die Anwohner zu erhöhten Vorsicht aufgerufen. Spätestens als Schmökel am 9. Tag in der Nähe von Strausberg einen 60-jährigen Renter mit einem Spaten getötet hatte und mit dessen Pkw geflohen war, gab es kein Halten mehr. Fortan war Schmökel für die Boulevardzeitungen „Deutschlands gefährlichster Verbrecher“. Schmökel sei zu einer regelrechten Bestie hochstilisiert worden, sagt der Polizeipsycholge Adolf Gallwitz, der die Brandenburger Polizei bei der Fahndung beraten hatte. Schmökel sei ohne Zweifel sehr gefährlich, „aber es laufen eine ganze Reihe von anderen Leuten herum, die mindestens so gefährlich sind wie er“. Gallwitz spricht von einer Treibjagd von Teilen der Medien.

Die Polizei möchte er mit diesem Bild aber nicht in Verbindung gebracht wissen, auch wenn die letzten Stunden von Schmökels Flucht an eine Treibjagd erinnern. Laut Gallwitz haben sich die Fahnder zu guter Letzt die Angst des Gesuchten vor Hunden zunutze gemacht. Schon bei seinen früheren Fluchten hatte sich Schmökel tagelang in Wäldern versteckt und von Insekten und Würmern ernährt. In der gestrigen Schlussphase seien ganz gezielt Hunde eingesetzt worden, die ihn nicht zur Ruhe kommen ließen. Nach Angaben der Polizei hatte Schmökel eine Waffe bei sich und soll bei seiner Festnahme in der Nähe von Saritsch Widerstand geleistet haben. Ein Polizist verletzte ihn leicht durch einen Schuss.

Die Freiheit wird Schmökel auf lange Zeit zum letzten Mal erlebt haben. „Es wird viele, viele Jahre dauern, bis sich jemand trauen wird, die Frage von Vollzugslockerungen überhaupt nur zu erörtern“, glaubt Ulrich Giese, der ärztliche Leiter eines Berliner Krankenhauses des Maßregelvollzugs. Angesichts der Vorgeschichte und der Diskussion um Schmökels Ausführung wird sich wohl keiner trauen, dies anders zu sehen. PLUTONIA PLARRE

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