Die Wahl der Qual

Erst Gore, dann Bush, dann ein großes Fragezeichen: Wenige hundert Stimmen in Florida entscheiden, wer der mächtigste Politiker der Welt wird. Die erneute Auszählung kann dauern

WASHINGTON/TALLAHASSEE ap ■ Nach dem dramatischsten Wahlkrimi in der Geschichte der USA fällt die Entscheidung über den künftigen Präsidenten erst in einer Neuauszählung der Stimmen in Florida. Das Rennen zwischen dem Republikaner George W. Bush und dem Demokraten Al Gore war im wahlentscheidenden Florida so knapp, dass für Mittwochmorgen eine erneute Zählung der rund sechs Millionen Stimmzettel angeordnet wurde. Der Leiter der Wahlkommission von Florida, Clay Roberts, rechnete für Donnerstagabend mit einem Resultat der Neuauszählung.

In der Wahlnacht hatte sich die Entwicklung gleich mehrmals überschlagen: In Prognosen ging zunächst Gore in Führung, wurde dann aber von Bush überholt. Gore gestand, als Bush in Florida deutlich in Führung lag, seine Niederlage in einem Telefonat mit dem Rivalen ein. Nachdem der Abstand wieder geringer wurde, rief er Bush erneut an und zog die Äußerung zurück. Auch bei den absoluten Zahlen lagen beide Kandidaten gleichauf bei 48 Prozent. Mit einem Anteil von rund 3 Prozent der abgegebenen Stimmen kam der Kandidat der Grünen, Ralph Nader, auf den dritten Platz.

Die Wahlbeteiligung war nach ersten Berichten mit 52 bis 53 Prozent höher als vor vier Jahren – damals hatten nur 49 Prozent ihre Stimme abgegeben. Wahlberechtigt waren rund 206 Millionen US-Amerikaner.