nebensachen aus johannesburg
: Die Regierung will landesfremde Zierpflanzen verbieten

Invasoren, bleibt in meinem Garten!

Zugegeben. Ich liebe ihn. Vor allem jetzt, im Sommer. Morgens glänzt und blinkt er nach dem nächtlichen Regen, und ein tiefblauer Himmel spannt sich drüber. Der steht ihm gut. Und auch der Regen steht ihm gut, der Regen, auf den man im südafrikanischen Binnenland nach monatelanger Trockenheit sehnsüchtig wartet. Jetzt ist er da, mit aller Macht, in diesen unglaublich schweren Gewittern, die es in Südafrika nur auf dem Highveld gibt, der Hochebene im Nordosten des Landes. Durch die Hochhäuser der City jagen Blitze, die wie übertriebene special effects in einem Gruselfilm aussehen. Und es regnet mit einer Wucht, die man sich in Europa nicht vorstellen kann. Er, der im Winter braun und trostlos aussieht, saugt das Wasser auf. Explodiert über Nacht in einem Meer von Farben.

Die Rede ist von meinem Garten. Ja, selbstverständlich, in Südafrika hat man einen Garten, auch in der Stadt. Der entschädigt für vieles, was man in Südafrika sonst nicht hat: unbeschwert auf der Straße herumschlendern beispielsweise, erst Recht nach Einbruch der Dunkelheit. Ich liebe meinen Garten und buddele stundenlang dort herum. Er dankt es mir, indem er sich binnen weniger Jahre in ein kleines Paradies verwandelt hat. Doch jetzt soll dem Paradies der Garaus gemacht werden. Jede zweite Pflanze, die dort wächst, ist ein gefährlicher Eindringling und muss sofort beseitigt werden. Findet die Regierung jedenfalls, die ein umfängliches und kompliziert zu lesendesGesetz zum Schutz einheimischer Pflanzen verabschiedet hat. Millionen von Litern Wasser werden jedes Jahr durch die Invasoren geschluckt, heißt es dort. Und das in einem wasserarmen semi-ariden Land! Das unterstützen wir natürlich. Politisch korrekt, wie wir sind, gießen wir während der Trockenzeit unseren Garten auch nicht. Ehrenwort. Was Südafrikaner immer zu einem mitleidigen Kopfschütteln veranlasst. Doch doch, etwas Erziehung zur Ökologie können sie schon brauchen. Etwas mehr Bewusstsein, dass Wasser ein kostbares Gut ist, zu dem Millionen von Schwarzen, ganz nebenbei, noch immer gar keinen Zugang haben. Bloß, was zu weit geht, geht zu weit!

Jetzt soll alles weg: der Oleander, die Agaven, die Opuntien und noch so einiges mehr, was in Südafrika dank seines Klimas überall angepflanzt wird. Auch die Jacarandas. Unvorstellbar. Draußen, vor meinem Bürofenster, stehen sie, große alte Bäume. Jedes Frühjahr verwandeln die Jacarandas Johannesburgs Alleen für kurze Zeit in ein Meer von Zartlila. Noch schöner ist das in Pretoria. Die dröge Burenstadt erblüht in verschwenderischer Pracht und wird zwei Wochen lang geradezu charmant. Kein Wunder, kommen die Jacarandas doch aus Südamerika, wo es angeblich etwas lebenslustiger und weniger calvinistisch zugeht.

Doch so viel Lebenslust ist auch den neuen Regierenden am Kap verdächtig. Zwar steht es um den Umweltschutz insgesamt erbärmlich, die Invasoren aber müssen weg. Keine Gnade. Wer sie behält, macht sich strafbar. Bleibt nur die Hoffnung auf die ausgeprägten rechtsfreien Räume und die hoffnungslos überlastete Polizei. Die schafft es ja nicht mal, Jagd auf Verkehrssünder zu machen. Gute Aussichten für die fremden Eindringlinge. KORDULA DOERFLER