Das Jahrtausend-Projekt

Die Solar Millennium AG will demnächst Aufwind- und Parabolrinnenkraftwerke bauen

Kilometer hohe Aufwindkraftwerke und gigantische Solarfelder will die Solar Millennium AG in der Wüste bauen. Die Macher der fränkischen Firma wollen hoch hinaus. Doch produzieren die Verantwortlichen nur heiße Luft, wie Kritiker befürchten?

Vorstand Olaf Winkelmann hält dagegen: „Wir sind Kraftwerksbauer und keine Philosophen.“ Die Realisierung des ersten Projektes stehe unmittelbar bevor, sagt Unternehmenssprecherin Ursula Uber. In Jordanien will Solar Millennium ein 130-Megawatt-Parabolrinnenkraftwerk bauen. Zu hochrangigen Politikern des Königreiches haben die Franken nach eigenen Angaben bereits eine enge Verbindung geknüpft. So sei der frühere jordanische Energieminister bei der diesjährigen Hauptversammlung von Solar Millennium zugegen gewesen. Die Gesamtkosten des Projektes beziffert Winkelmann auf 600 Millionen Mark. „Wir kümmern uns um das Geld“, sagt der Manager. Ein staatliches Unternehmen und zwei Industriekonzerne hätten bereits ein finanzielles Engagement in Aussicht gestellt.

Die eigene Arbeit finanziert Solar Millennium vor allem aus den Einlagen der Solar Millennium Fonds, die die Gesellschaftsform GmbH & Co. KG haben. In den ersten Fonds haben private Investoren rund sechs Millionen Mark eingezahlt. Da diese Summe jedoch nicht ausreicht, haben die Solar-Millennium-Manager einen zweiten Fonds aufgelegt. Dieser läuft noch bis 2003. „Die Kommanditisten zahlen Erschließung, Planung und Ingenieursarbeiten“, sagt Winkelmann. Der Fonds ist ein reiner Venture-Capital-Fonds. Die Auszahlung der Einlagen soll mit der Finanzierung der ersten projektierten Solarkraftwerke erfolgen. Solar Millennium rechnet mit einer Rendite von 16 Prozent.

Die ambitionierten Vorhaben der Kraftwerksplaner bleiben nicht ohne Kritik. Ein Branchenkenner bemängelt, dass die Fonds-Anleger kein Mitspracherecht bei der Solar Millennium AG hätten. Die teure und komplexe Technologie, vor allem der Aufwindkraftwerke, bringe viele Risiken mit sich. Sollten die Projekte nicht realisiert werden, dann haften die Kommanditisten mit ihren Einlagen – sprich: sie verlieren ihr Geld.

Die Solar Millennium AG wurde 1996 von vier Partnern ins Leben gerufen. Neben Winkelmann gehören noch Hanns Kuhn, Henner Gladen und Harald Schuderer zu den Gründern. Letzterer wird in der Branche als „problematisch“ eingestuft. Schuderer soll als Vorstandsvorsitzender die Ökologik Ecovest AG an den Rand der Pleite geführt haben. Das Unternehmen musste Millionenbeträge abschreiben.

Im nächsten Jahr will Solar Millennium mit der Realisierung eines Aufwindkraftwerkes beginnen. In Namibia soll die erste Anlage dieser Art entstehen. Winkelmann rechnet für den 1.000-Meter-Turm mit Kosten zwischen 800 bis 900 Millionen Mark. Der Ingenieur Jörg Schlaich hat in den 80er-Jahren mit einer Versuchsanlage bewiesen, dass die Technik grundsätzlich funktioniert. Die 50 Kilowatt starke Pilotanlage im spanischen Manzanares hatte einen Kamin mit 195 Meter Höhe und zehn Meter Durchmesser. Allerdings war der Turm aus Blech, und so stürzte er bei einem Sturm ein. Die Manager von Solar Millennium glauben, dass ein gut konzipierter und sauber gebauter Turm vor einem solchen Schicksal gefeit ist. DAVID SCHRAVEN