Weinpfand strittig

Der Weinbauverband sowie einige Länder lehnen ein bundesweites Pfandsystem für Weinflaschen ab

BERLIN taz ■ Wer auf dem Weingut Rosenhof von Lothar Bohlender eine Flasche Spätlese kauft, der kann sicher sein: Aus dieser Flasche gossen sich schon andere einen guten Tropfen ein. Bohlender hat sein privates Mehrwegsystem, und das funktioniert ganz ohne Pfand. 80 bis 90 Prozent seiner jährlich 150.000 verkauften Flaschen kommen zurück, werden gespült und wieder befüllt. Den größten Teil bringen ihm seine Kunden, die direkt ab Hof kaufen. Den Rest holt er selbst wieder ab. Müssen neue Flaschen her, kauft er sie beim regionalen Altglasverwerter.

Vor einem generellen Pfand auf Einwegflaschen und Dosen, wie Umweltminister Jürgen Trittin es plant, braucht er sich also nicht zu fürchten. Der Deutsche Weinbauverband hingegen ist mit Trittins Plänen nicht einverstanden: Unzählige Flaschensorten sind auf dem Markt, wobei die Hälfte des in Deutschland verkauften Weins aus dem Ausland kommt. Außerdem gibt es in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Teilen Hessens schon jetzt regionale Mehrweg-Pfand-Systeme. Die aber bundesweit auszudehnen, hält Verbandssprecher Klaus Rückrich für unmöglich: „Die Kosten für Logistik und Lagerung würde sowohl den Handel als auch die Weinbauern überfordern.“

Der kleine Weinfachhändler hätte nicht den Platz, Flaschen zurückzunehmen, und die großen Supermärkte würden, wenn sie sowieso ein Pfand nehmen müssten, eher auf Einwegflaschen zurückgreifen, sagt Rückrich.

Widerstand gegen das Pfand hat sich auch in den Ländern formiert. Der Minsterpräsident von Rheinland-Pfalz, Kurt Beck (SPD), kündigte an, mit „allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln“ gegen ein Pfand für Weinflaschen anzugehen. Sein Weinbauminister Hans-Artur Bauckhage will heute im Bundesratsagrarausschuss einen Entschließungsantrag vorlegen, der Weinflaschen vom Pfand ausnimmt. Ihm zur Seite werden Baden-Württemberg und Hessen stehen. Dabei geht es zunächst um die bestehende Verpackungverodnung von 1994. Getränkesorten, die die damals festgelegte Mehrwegquote über zwei Jahre hinweg unterschreiten, müssen mit einem Pfand von 50 Pfennig belegt werden.

Eine Chance, dem Zwangspfand auf Weinflaschen zu entgehen, haben die Länder nur, wenn sie der Novelle von Trittin zustimmen. Denn da gibt es noch Verhandlungsspielraum. Ein Sprecher von Trittin: „Wir werden nichts Unmögliches verlangen.“ THORSTEN DENKLER