Handy-Auktionen: Milliarden versiegen

Versteigerung in der Schweiz wegen Mangels an Konkurrenz verschoben. Auch Italien, Österreich und Niederlande blieben unter den Erwartungen

von REINER METZGER

Wann und für wie viel Millionen Franken die Lizenzen für die kommende Handy-Generation in der Schweiz versteigert werden, ist seit gestern wieder völlig offen. Von den zehn angenommenen Bietern blieben nur noch vier übrig – für vier Lizenzen: Am Montag übernahm Tele Danmark die Mehrheit an zwei Mitbietern, den Schweizer Telekom-Unternehmen Sunrise und Diax, und erklärte weiter, die beiden Firmen würden fusionieren.

Das zuständige Bundesamt für Kommunikation (Bakom) in Bern will nach den Worten ihres Direktors Marc Furrer nun eine „Auszeit nehmen“ und die Lage neu prüfen. Möglicherweise komme es trotzdem noch zu einer Auktion, hieß es beim Bakom weiter. Die Schweizer Ex-Monopolistin Swisscom erklärte, sie würde gegen eine Neueröffnung der Auktion rechtlich vorgehen. Die Deutsche Telekom hatte sich nicht um eine Frequenz beworben. Ursprünglich hatte das Bakom einen Mindestpreis von 50 Millionen Franken je Lizenz angesetzt. Es wurde aber ein Auktionserlös von etwa acht Milliarden Schweizer Franken erwartet. Gewerkschaften und Sozialdemokraten wollten sich mit dem Mindestpreis von 200 Millionen Franken nicht abfinden und forderten ein neues Verfahren.

Nicht ganz so schlimm für das Staatssäckel, aber auch enttäuschend verliefen andere jüngste UMTS-Versteigerungen. UMTS ist das Kürzel für Universal Mobile Telecommunications System. Damit kommen die Handys der dritten Generation. Sie sollen Multimedia und die Übertragung größerer Datenmengen per Mobiltelefon ermöglichen. Allgemein galt in der Telekom-Branche bis vor kurzem die Weisheit, wer keine UMTS-Lizenzen ersteigern kann, verliere den Anschluss an die großen und profitablen Telefonkonzerne.

Die Ansichten haben sich geändert. Die österreichische Lizenzversteigerung brachte am 5. November schlappe 814 Millionen Mark. Erwartet wurde das Drei- bis Vierfache. Auch die Niederlande konnten nur 5,2 Milliarden Mark statt der erhofften 18 erzielen. Dort ermittelt die Justiz wegen eventueller Unregelmäßigkeiten – ähnlich wie in Italien, wo der Staat sich mit 23 Milliarden statt der projizierten 41 Milliarden Mark zufrieden geben musste. Die deutsche Regierung hingegen hatte fast 100 Milliarden Mark eingenommen, die Briten schon im April etwa 75 Milliarden. Seitdem gab es Zweifel, ob und bis wann sich diese enormen Investitionen rentieren könnten.