Bergung in Kaprun

Erste Tote aus dem Tunnel am Kitzsteinhorn geborgen. Kripo vermutet Schwelbrand als Unfallursache. Versicherer rügen fehlende Sprinkleranlage

KAPRUN ap/dpa ■ Zwei Tage nach der Brandkatastrophe am Kitzsteinhorn sind gestern die ersten Leichen aus dem ausgebrannten Tunnel geborgen worden. Bis zum Mittag wurden 29 Tote über einen Querstollen ins Freie gebracht, wie der Salzburger Kripochef Lang erklärte. Von dort aus wurden sie mit einem Hubschrauber zu DNS-Analysen in die Gerichtsmedizin nach Salzburg geflogen. Viele Leichen sind bis zur Unkenntlichkeit verbrannt; ihre Identifizierung kann mehrere Wochen dauern. Bei dem Seilbahnunglück kamen am Samstag mindestens 162 Menschen ums Leben, darunter vermutlich 37 Deutsche.

Zur Brandursache sagte Kripochef Lang, höchstwahrscheinlich habe es sich um einen Schwelbrand gehandelt. Hinweise auf eine Einwirkung von außen lägen nicht vor. Es werde aber weiter in alle Richtungen ermittelt. Ein Offizier sagte, die Bergungsarbeiten seien wegen der starken Steigung, der Dunkelheit und der enormen psychischen Belastung ungemein schwierig. Vom verbrannten Wagen bis zur Mittelstation brauche ein konditionsstarker Bergführer etwa 35 Minuten, „ohne dass er etwas auf dem Buckel hat“. Die Opfer würden mit einem Schrägaufzug noch oben gezogen.

Bundeskanzler Schröder sprach seinem österreichischen Kollegen Schüssel telegrafisch sein Beileid aus. Schröder wird am Freitag an einem Trauergottesdienst im Salzburger Dom teilnehmen. Der Papst kondolierte in einem Telegramm an Bundespräsident Klestil.

Nach dem Brand im Tunnel werden ähnliche Bahnen in Österreich, Frankreich und Deutschland außerplanmäßig auf ihre Sicherheit überprüft. Die Sicherheitsstandards der Gletscherbahn am Kitzsteinhorn stoßen beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf Kritik. „Wenn zumindest der Tunnel mit einer automatischen Wasserlöschanlage ausgerüstet gewesen wäre“, hätte es bei dem Unglück keine Todesopfer geben müssen, teilte der GDV mit. Fast immer könne Feuer mit solchen Anlagen „am wirkungsvollsten“ bekämpft werden. Die Ausbreitung werde unterdrückt, die Temperatur- und Rauchgasentwicklung drastisch reduziert. Dadurch könnten gefährdete Personen sich selbst retten. Die Feuerwehr könne bis zum Brandherd vordringen. Bereits nach den Katastrophen im Mont-Blanc- und im Tauerntunnel hätten die Versicherer den Einbau solcher Wasserlöschanlagen gefordert.