Anti-Baby-Pille goes Lifestyle

„Yasmin“ soll schlanker und fitter machen, alle anderen Nebenwirkungen bleiben

BERLIN taz ■ Seit gestern könnten einige Frauen bei Verhütungsfragen erneut ins Grübeln kommen: Wer auf die Verhütung mittels Anti-Baby-Pille verzichtete, weil sie dick und träge macht, hat mit der Neuentwicklung „Yasmin“ eventuell weniger Sorgen. Gestern brachte die Firma Schering das Präparat auf den Markt. Ein neues Hormon namens Drospirenon soll die vermehrte Wassereinlagerung im Körper hemmen, die das ebenfalls in der Pille enthaltene Östrogen in vielen Fällen hervorruft.

Der patentierte Wirkstoff ist dem natürlichen Hormon Progesteron so ähnlich, dass es dessen positive Einflüsse quasi kopiert. So soll es im Gegensatz zu herkömmlichen Gestagenen geschwollene Beine und Hände, Völlegefühl und Spannungen in der Brust vermindern und sich zudem bei Hautproblemen positiv auswirken. In klinischen Studien berichteten Frauen davon, dass das gefürchtete Prämenstruelle Syndrom (PMS) mit der neuen Pille verschwunden sei. Sie fühlten sich vielmehr fit und leistungsfähig. „Ich bin unheimlich gut drauf“, sollen Patientinnen, die erste Praxistests absolvierten, ihre Erfahrungen zusammengefasst haben. Das Gestagen wirke ähnlich wie ein Antidepressivum, erklärte der Schering-Gynäkologe Rübig.

Bei so viel Wellness vergaß Schering fast zu erwähnen, dass es sich in erster Linie doch weniger um ein Lifestyle-Produkt als vielmehr um ein Verhütungsmittel handelt. „Yasmin“ ist also mit den üblichen Risiken von Anti-Baby-Pillen belastet: Die Thrombosegefahr etwa ist ebenso groß wie bei herkömmlichen Pillen. Hormon- und Stoffwechselstörungen gehören ebenfalls zu den möglichen Nebenwirkungen. Und: der Lustkiller-Effekt, das gefürchtete Nachlassen der Libido bei längerer Einnahme der Anti-Baby-Pille, wird auch durch den „Unheimlich fit“-Faktor nicht kompensiert.

HEIDE OESTREICH