Neutrale Wahlkämpferin

Floridas Innenministerin Katherine Harris will gern Bushs Königsmacherin werden

Business Lady, Career Woman und Professional Girl, das ist Katherine Harris. Floridas Innenministerin, stets im schicken Kostüm, mit dezentem Schmuck, langen Haaren und madonnenhaftem Augenaufschlag, steht im Zentrum der Auseinandersetzungen um den Ausgang der Präsidentschaftswahl.

Enge Beziehungen zur Familie Bush und ihrem Chef Jeb Bush, dem Gouverneur von Florida, werden ihr nicht nachgesagt, für seinen Bruder George W. Bush aber setzt sie sich ein. Aus dem sonnigen Florida reiste sie im Januar dieses Jahres ins kalte New Hampshire, um für Bush Wahlkampf zu machen. Sie war Delegierte auf dem Parteitag der Republikaner im schwülheißen Philadelphia im Sommer, und sie war es, die Golfkriegsgeneral Norman Schwarzkopf dafür gewann, mit George W. Bush Wahlkampf zu machen.

Sie ist stellvertretende Vorsitzende von Bushs Wahlkampfkomitees in Florida, ihr Amt in der Landesregierung erlegt ihr allerdings strenge Neutralität auf. Mit ihrem Engagement für George W. Bush will sie möglicherweise ihrer Karriere neue Perspektiven öffnen, denn im Jahre 2002 wird ihre Position abgeschafft – das Innenministerium Floridas fällt einer Verfassungsänderung zum Opfer.

Von Hause aus Immobilienmaklerin und Kind einer einflussreichen Familie, machte sie erstmals als Kandidatin für den Senat von Florida von sich reden. Die Finanzierung ihres Wahlkampfs geriet ins Zwielicht, als bekannt wurde, dass sie Geld von einer Versicherungsfirma erhalten hatte, die offenbar eine reine Geldwaschanlage für illegale Wahlkampfspenden war. Harris gab die Spende zurück.

Bisher nur auf hiesigem Parkett bekannt und als harte Wahlkämpferin gefürchtet, steht Harris jetzt im nationalen Rampenlicht. Sie hat sich zu einer Schlüsselfigur gemacht, die die Wahlentscheidung in die Hand nehmen will – und dass die Bush-Wahlkämpferin dabei gänzlich neutral agiert, versteht sich von selbst. Wenn die Auszählung nicht wiederholt wird, ist Bush Präsident. Und so hat Harris eine Frist für die Übermittlung der Wahlergebnisse gesetzt, in der eine Neuzählung in den umstrittenen Landkreisen nicht zu schaffen war. Als sie dann vom Bezirksgericht verpflichtet wurde, Anträge der Kreise sachlich zu prüfen, forderte sie vor dem Obersten Gericht Floridas, alle Handauszählungen zu verbieten, um dann schließlich, als sie damit scheiterte, von sich aus alle Anträge auf Fristverlängerung abzulehnen und die Stimmauszählung für beendet zu erklären. Das alles muss sie machen. Ganz neutral.

PETER TAUTFEST