Finanzen am Stiel

Geld wird meist schnöde im Umschlag verschenkt. Dabei kann man daraus auch Rosen, Wiegen und Strandkörbe falten. Hilfestellung gibt  ■ Elke Spanner

Mit eingepacktem Geld kann man nicht einmal das Ratespiel veranstalten. Ein Schein ist nun einmal platt, vom Format wie für einen Briefumschlag geschaffen, also wird er auch grundsätzlich in einen solchen gesteckt und dann verschenkt. Da ist nichts mit Schütteln (vielleicht der Playmobil-Bauernhof?), mit Schnuppern (solltest Du ein Parfum für mich ausgesucht haben?) oder mit Abtasten, um die Baby-Born-Puppe schon zu erahnen, wenn diese noch mit sternchenverziertem Papier umschlungen ist. Geld ist Geld.

Und Geld will zwar jeder haben, als Geschenk in der Regel aber nicht. Zwar verschenkt sie manchmal auf der Straße Geld, erzählt Sandra W. An Leute, die nun wirklich eher einen Schein als eine liebevoll eingepackte Pralinenschachtel brauchen. Aber sie wäre „echt enttäuscht, wenn mir jemand Nahestehendes Geld zu Weihnachten schenken würde“. Das wäre „so ideenlos“. Für Heike D. wäre es gar ein Trennungsgrund, wenn der Lover ihr Geschenk drei Minuten vor Übergabe aus dem Geldautomaten zöge. Nur zur Kofirmation war es etwas anderes, da lockte am Horizont die erste Stereoanlage, und die ganzen NachbarInnen hätten statt des 20-Mark-Scheines sonst ohnehin „nur Dödelkram“ überreicht. Peter A. aber hat sogar einmal den 18. Geburtstag eines Klassenkameraden boykottiert, weil der von seinen Freunden zur Party einen Schein mitgebracht bekommen wollte: „Geschenkewahl wird oft zur Qual. Ersparen will ich euch Verdruss, wie wär's mit einem Obulus?“ schrieb er auf die Einladung, die zur Ausladung wurde. Mittlerweile arbeitet jener Freund im diplomatischen Dienst in Finnland. Seltsam, dass die Vergangenheit seiner Karriere so gar nicht geschadet hat.

Dabei ist es ein großer Irrtum, zu glauben, dass Geld allein einen Tauschwert verkörpert. Schließlich kann Geld mittlerweile sogar alleine arbeiten – siehe die Börse. Geld kann Menschen zusammenführen und auseinandertreiben, zum Selbstmord veranlassen oder ins Gefängnis bringen – und auch als Geschenk durchaus das Herz erwärmen. Denn auch die Übergabe von schnödem Mammon kann zu einem sinnliches Erlebnis werden. Man kann Geld falten, wickeln und kleben – nur auf das Schmecken sollte man verzichten: Geldgeschenke sind immer mindestens second hand.

Heike D. beispielsweise faltet den Schein immer zu einem kleinen Schiffchen zusammen, wenn sie Schulden zu begleichen hat: Schuld -Schiff statt Schuld-Schein. Aber auch ein Geschenk-Schiffchen kann Freude bringen, vor allem wenn man an der Elbe wohnt und den Blick auf den Hafen gerne im eigenen Wohnzimmer simuliert. Für echte Hanseaten kann man die Scheine auch zu einem Leuchtturm rollen, nur das Anzünden des wegweisenden Lichtes sollte man bei der Übergabe dann unterlassen. Und warum nicht einmal das Geld in Rosenform bringen, statt es in den Blumenladen zu tragen?

Um eine Rosenblüte selbst zu basteln, benötigt man vier Geldscheine, Wert ist egal. Fertigen Sie zunächst drei Blütenblätter: Pro Blatt falten Sie einen Schein zur Hälfte, dann falten Sie rundum mit die Ränder, um ein Oval zu formen (Abbildungen 1 und 2). Günstig ist es, das Oval nicht zu klein zu formen, weil das die spätere Verarbeitung erschweren würde. Achten Sie generell darauf, dass die farbigste Stelle des Scheins später nach außen zeigt; sie muss beim Falten somit unten liegen. Die einzelnen Blütenblätter dürfen ruhig unterschiedlich groß ausfallen – genau wie in der Natur.

Für den Blütenstempel in der Mitte falten Sie einen Schein der Länge nach zur Hälfte und rollen ihn fest auf. Die letzten zwei bis drei Zentimeter wickeln Sie etwas lockerer und fixieren das Ende mit Tesafilm (Abbildung 3).

Befestigen Sie an einer Seite des Blütenstempels ein Blütenblatt mit Tesafilm. Wickeln Sie es mit der „guten“ Seite nach innen einmal um das Mittelteil, und fixieren Sie das Ende wieder mit Tesafilm (Abbildung 4). Biegen Sie jetzt den oberen Teil des Scheins mit den Fingern vorsichtig nach außen – und schon haben Sie ein plastisches Blütenblatt.

Wiederholen Sie den Vorgang nun mit den nächsten beiden Blütenblättern, aber jeweils versetzt zu den ersten. Sind Sie wirklich reich, können Sie nach Belieben weitere Gedlscheine als Blätter um die Blüte wickeln. Gehören Sie eher zu denen, die schon bei der Einleitung (Sie benötigen vier Geldscheine...) Schweißausbrüche bekamen, können Sie auch einzelne Blätter aus schlichtem Papier einbinden. Damit die fertigen Blüten auf ein Geschenk oder in ein Blumengebinde gesteckt werden können, versehen Sie sie mit Blumendraht: Der wird von oben durch die Blütenmitte gesteckt.

Wer jetzt noch nicht sich und seine Ungeschicklichkeit verflucht, kann noch einen Blumenstiel dazu basteln. Für den Stiel bringen Sie den Schein durch Umknicken der Ränder auf ein 8,5 mal 2 cm großes Rechteck. Damit sich der Stiel hinterher in die gewünschte Form bringen lässt, befestigen Sie mit Tesafilm ein Stück Draht in der Mitte des Rechtecks. Anschließend rollen Sie den Schein fest auf und fixieren die gesamte Länge mit Tesafilm.

Jetzt soll der dröge Stil noch ein Blütenblatt bekommen? Auch das ist kein Problem: Für das grüne Batt sollte man einen grünen Schein auswählen, zwanzig Mark etwa eignen sich bestens dafür. Falten Sie das linke und das rechte Drittel des Geldscheines zur Mitte. An dem so entstandenen Rechteck knicken Sie nun die Ränder in kleinen Abständen nach hinten, so dass Sie ein Blatt erhalten – wie bei den Blütenblättern vorhin, das können Sie also schon. Fixieren Sie das Blatt von hinten mit Tesafilm, und knicken Sie es erst einmal in der Mitte, um die Mittelrispe des Blattes anzudeuten. Das grüne Blatt können Sie nun mit Tesafilm oder Fotoklebern am Stiel befestigen. Es soll schon Menschen gegeben haben, die anschließend Parfum auf das Papiergebilde sprühten.

Wer jetzt sein Talent entdeckt hat: Viele weitere Bastelideen mit Scheinen verrät das Buch „Geldgeschenke groß in Form“. Erklärt wird unter anderem, wie man eine kunstvolle Wiege faltet – zur Geburt oder Taufe. Mit elf Scheinen kommt die immer noch billiger als ein echtes Gefährt. Bestechend auch die Krawatte, der Sonnenschirm oder der Strandkorb. Profis basteln als Hochzeitsgeschenk eine komplette papierene Schlafzimmereinrichtung – sogar ein Plüschteppich mit Fransen ist dabei.

Pamela Roppel: Geldgeschenke groß in Form. frechverlag, 12,80 Mark, ISBN 3-7724-2286-1