montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Quo vadis, Germaniae? Das frage ich mich oft, wenn das deutsche Herbstlaub matschig wird. Man rutscht so schnell darauf aus, und keiner beseitigt es. Seit die Linksintellektuellen, zu denen leider auch ich einmal gehörte, dieses Land im Würgegriff halten, ist vieles ins Arge gekommen: Niemand bekräftigt seine Vaterlandsliebe durch tägliches Fegen, bekennt seinen Nationalstolz mit dem Besen und empfindet aufrichtigen Patriotismus beim Schreiten über laubfreie Wege. Ist das Herbstlaub nicht eine astreine Metapher für etwas, das mir gerade wieder nicht einfällt? Für den rapide schnellen Verfall der Sitten oder das stetig fortwährende Immerschlimmerwerden der Linken? Ich glaube ja. Denn als Metaphernschmied und Zeitgeistaufspürer, als Wortartist und Formulierkünstler muss man sich auch des Blätterfalls annehmen. Eines Blätterfalls, der mehr ist als ein Naturereignis. Nicht mehr nur Natur ist, sondern Kultur. Jetzt und gerade und erst recht mitten im tiefen deutschen Herbstlaub.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.