Castro überlebt mal wieder

Der Bombenleger Luis Posada Carriles wurde beim Iberoamerika-Gipfel in Panama verhaftet. Fidel Castro und Salvadors Präsident Francisco Flores schreien sich an

SAN SALVADOR taz ■ Ohne Fidel Castro wären die jährlichen Iberoamerika-Gipfel der Präsidenten Lateinamerikas, Spaniens und Portugals unerträglich langweilig. Castros Auftritt aber sorgt immer für Proteste von angereisten Exilkubanern. Diesmal wurde sogar der militanteste unter ihnen verhaftet: Am Freitagabend nahmen Panamas Sicherheitskräfte den Anti-Castro-Terroristen Luis Posada Carriles und drei seiner Helfer fest. Ihm wird vorgeworfen, er habe beim Gipfel in Panama-Stadt eine Reihe von Sprengstoffanschlägen auf Castro geplant.

Castro hatte bereits vor der Eröffnung des Gipfeltreffens auf die Anwesenheit Posada Carriles hingewiesen und als Finanzier die in Miami ansässige Cuban-American National Foundation (CANF) genannt. Deren Sprecherin Ninoska Perez wiegelte ab und sagte, der kubanische Staatschef benehme sich „wie ein alternder Rockstar, der sich wichtig machen muss“. Aber schon wenige Stunden später saß Posada Carriles im Gefängnis. Castro hatte vorgesorgt: Schon Monate vor ihm waren Geheimdienstmänner aus Kuba nach Panama gekommen, um seine Sicherheit zu garantieren. Die waren auf die Spur des Anticastristen gestoßen.

Bislang war Posada Carriles immer entwischt. Seit der inzwischen 72-Jährige 1961 an der Invasion in der Schweinebucht teilgenommen hat, will er Castro mit blutigen Mitteln stürzen. So war er 1976 in Venezuela in einen Anschlag auf ein kubanisches Verkehrsflugzeug verwickelt, bei dem alle 73 Insassen getötet wurden. Er wurde verhaftet, konnte aber 1985 unter dubiosen Umständen fliehen. Es gibt Gerüchte, nach denen die CANF damals seine Wächter bestochen habe.

1997 heuerte Posada Carriles zwei Kleinkriminelle aus El Salvador an und ließ sie in Hotels in Havanna eine ganze Reihe von Bomben legen. Die beiden wurden geschnappt und zum Tod verurteilt. 1998 gestand Posada Carriles in einem Interview, er habe die Anschlagserie organisiert. Das Geld dafür sei von der CANF gekommen.

In El Salvador kann sich Posada Carriles ganz offensichtlich ungehindert bewegen. Auch nach Panama war er mit einem salvadorianischen Pass eingereist, ausgestellt auf den Namen Franco Rodríguez Mena. Das führte am Samstag zu einem harten Rededuell zwischen Castro und dem rechten salvadorianischen Präsidenten Francisco Flores. Castro warf Flores vor, einem Terroristen Schutz zu gewähren. Und der erwiderte mit überschnappender Stimme, Castro trage „die blutige Verantwortung“ für den salvadorianischen Bürgerkrieg (1980 bis 1992) und seine 75.000 Toten. Schließlich habe er die linke Guerilla unterstützt.

Zur Eröffnung der Konferenz am Freitag hatte El Salvador eine Erklärung eingebracht, in der die militante baskische Separatistenorganisation ETA wegen Terrorismus verurteilt werden sollte. Kuba verweigerte die Unterschrift mit dem Argument, man werde die ETA nur verurteilen, wenn gleichzeitig der US-Geheimdienst CIA wegen terroristischer Akte gegen Kuba verurteilt werde. TONI KEPPELER